Das Kürzel dokka steht für Dokumentarfestival Karlsruhe, wohlgemerkt, nicht Dokumentarfilmfestival. Es gibt eben noch anderen Formen des Dokumentarischen, wie dieses Festival offenbart, das im letzten Jahr eine recht erfolgreiche Premiere feiert. Natürlich spielt der Dokumentarfilm bei dem 2. dokka, das vom 2. bis 7. dauert, und sich vor allem dem Thema Recht und Gerechtigkeit widmet, eine wichtige Rolle.
Das versteht sich bei dem Kooperationspartner, der Kinemathek, und dem zentralen Ort des Festivals, dem Studio 3 in der Kaiserpassage, von selbst. So gibt es gleich zur Eröffnung am 2. (19 Uhr) einen Film über den Alltag der Bewohner einer Hochhaussiedlung, es folgende weiter Dokumentarfilme u.a. über eine Kneipe in Hamburg und ihr ganz eigenes Publikum, über Frauen in einem Staatsgefängnis im Ruanda, die ganz offen über ihre Beteiligung am Massenmord 1994 sprechen, über eine Farm in Nigeria, über vier Asylbewerber in Eisenhüttenstadt und über Mitarbeiterinnen des Praktiker-Marktes in Bruchsal, die die Insolvenz ihrer Firma miterleben müssen. An der Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation bewegt sich „Souvenir“, die Geschichte eines weltläufigen Demokratie-Exporteurs und manischen Selbstfilmers.
In den Hördokumentationen, die ebenfalls im Studio 3 (Kaiserpassage) vorgeführt werden, geht es u.a. um die Folgen der Austeritätspolitik in Europa, um vier Mädchen mit Migrationshintergrund in Berlin-Kreuzberg, um den mysteriösen Tod des abgelehnten Asylbewerbers Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau. Zu hören ist aber auch ein akustisches Porträt der betagten Dichterin Friederike Mayröcker. Ein Nebenschauplatz des dokka ist das U-Max im Souterrain des PrinzMaxPalais, wo früher die Kinemathek ihre Film vorführte. Dort führt David Loscher gleich zweimal (23., 21.15 Uhr/4., 13 Uhr) in einer dokumentarisch-musikalischen Performance das Leben seines verstorbenen Großonkels vor. Die dabei verwendeten Ton-Interviews, Fotos und andere Dokumente sind danach als Ausstellung während der dokka zu besichtigen. Ein Netart-Installation aus den Apps Instagram und Google-Earth erstellt der Künstler Marc Lee am 6. (13 Uhr)im Foyer des Kinos.
Festivalleiter Nils Menrad, der mittlerweile auf dem Schlachthofgelände ein kleines Medienunternehmen betreibt, rechnet mit 20 Regisseuren, Autoren und Künstlern, die nach Karlsruhe kommen und gerne für Gespräche im dokka-Zelt im Passagehof zur Verfügung stehen. Am Samstagabend (21.30 Uhr) werden die Preise verliehen. Diesmal sind es gleich vier, der mit 1000 Euro dotierte Preis für die beste dokumentarische Arbeit überhaupt, ein ebenfalls mit 1000 Euro dotierter, vom ZKM ausgelobter Preis der Globale im Vorgriff auf die große ZKM-Ausstellung. Einem ausgewählten Hörstück oder Radiofeature widerfährt die Ehre am 8. um 22.03 auf swr2 ausgestrahlt zu werden und dann gibt es noch einen Förderpreis für den Dokumentarfilm. ko