Städt. Galerie, Lorenzstr. 27 Karlsruhe, bis 2.7.
Baudelaire setzte sich enthusiastisch für sie ein: Die Lithografie hielt er für das geeignete Medium, um die klassische Malerei mit ihrem Ideal der zeitlosen Schönheit zu überwinden. Im Gegensatz zum "allgemeinen Ideal der Kunst" verkörperte die Lithografie für ihn seine Vorstellung von "zeitgebundener" Schönheit. Wie die Mode war sie für ihn ein Wörterbuch, in dem man den augenblicklichen Zeitgeist herauslesen konnte. Nicht zuletzt durch Henri Toulouse-Lautrec und Pierre Bonnard wurde die Lithografie zum Signum der Epoche. Diesem Jugendstil folgend machte sich auch in Karlsruhe eine Gruppe von Künstlern um die Durchsetzung der Lithografie verdient: Die Gründung des "Karlsruher Künstlerbunds" (1896) hatte buchstäblich bahnbrechende Konsequenzen.
Damals waren es große Namen: Leopold von Kalckreuth, Friedrich Kallmorgen, Gustav Kampmann, Karl Biese, Jenny und Otto Fikentscher, Emil Rudolf Weiß (er entwarf das berühmte Plakat für die Monatszeitschrift "Die Insel" und wurde auch als Illustrator von Rilke-Büchern bekannt) sowie Hans Richard von Volkmann.
Was die damalige Einrichtung einer Druckerei für Lithografie in Karlsruhe bedeutete, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Schließlich wurde damit eine Mediendiskussion eröffnet, die bis heute andauert.
In der Ausstellung werden die großformatigen Blätter des Künstlerbundes im Vergleich zu den bedeutendsten französischen und japanischen Vorbildern gezeigt. Hinzu kommen Steindrucke von Edvard Munch, Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner, die mit ihren expressiven Formulierungen weit in das 20. Jh. hinein impulsgebend wirkten.
FL