Sowohl der Kinofilm über die jüdische Philosophin Hannah Arendt als auch die Veröffentlichung von Martin Heideggers Notizhefte mit ihren rassistischen und antisemitischen Bemerkungen aus den Jahren von 1931 bis 1941 haben das Interesse an der problematischen Liebesbeziehung und Freundschaft zwischen diesen so ungleichen Denkern des 20. Jahrhunderts aufs Neue entfacht. Die Dramatikerin Savyon Liebrecht hat für ihre dramatische Darstellung dieser Beziehung die Figur eines Kommilitonen der jungen Hannah erfunden, der in die junge Studentin verliebt ist, als sie 1925 ein Verhältnis mit dem doppelt so alten Professor beginnt. In einer zweiten Handlungsebene wird Arendt 1975 kurz vor ihrem Tod in New York von einem jungen Israeli interviewt, der herausfinden möchte, wie Arendt den zeitweiligen Nazi Heidegger verteidigen kann. Savyon Liebrecht wurde 1948 als Tochter polnisch-jüdischer Holocaust-Überlebender in München geboren und gilt heute als eine der bedeutendsten Autorinnen Israels. "Mein Schreiben ist das Ergebnis des Schweigens zwischen mir und meinen Eltern", sagt Savyon Liebrecht, die mit dem 2007 erstmals in Deutschland aufgeführten Stück dokumentierte Texte und fiktive Situationen mit hintergründigem jüdischen Humor zu einem Schauspiel über die große Affäre formt. In Karlsruhe feiert das Stück im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit Premiere und wird anschließend im Rahmen der Wochen gegen Rassismus gespielt.
> 14. (19.30 Uhr), 20. und 26. (jeweils 20 Uhr) März 2015, Badisches Staatstheater, Studio, Karlsruhe, Baumeisterstraße 11