Mit einem prall gefüllten Programm setzt Karlsruhe mit den „Wochen gegen Rassismus“ im März zum dritten Mal ein starkes Zeichen. „Wir haben diesmal ein bisschen weniger Angebote als im Vorjahr, weil sich dies alle wünschten“, sagt Christoph Rapp vom Karlsruher Kulturamt, der 2013 die bundesweite Initiative zu Veranstaltungen rund um den Internationalen Tag für die Beseitigung der Rassendiskriminierung am 21. März aufgriff und erstmals in Karlsruhe ein solches Veranstaltungsprogramm organisierte. Ausstellungen, Filme, Podiumsdiskussionen, Vorträge, Aktionen, Workshops, Kabarett, Theateraufführungen, Konzerte, Infostände und einiges mehr findet sich im Programm, das sich über schier alle Veranstaltungsorte der Stadt zieht. Mit der Flüchtlingsproblematik, den Anschlägen in Paris und in Kopenhagen und dem Erstarken des Rechtspopulismus bei Pegida und Co. scheinen die Problemfelder der Antirassismuswochen, die sich in Karlsruhe ausdrücklich auf alle Formen von Diskriminierung beziehen, noch brisanter und aktueller geworden, als in den beiden Vorjahren. „Leider bleiben unsere Themen stets aktuell, auch ganz unabhängig von besonders spektakulären Ereignissen. Es geht uns darum, nicht nur nach Paris oder Leipzig zu schauen, sondern wir müssen uns immer wieder fragen, was können und müssen wir hier in Karlsruhe tun“, sagt Rapp. Dennoch findet die Frage nach einem friedlichen Zusammenleben der Religionen im Programm der dritten Antirassismuswochen verstärkten Niederschlag und auch der Rechtspopulismus rückt mehr in den Blick. So wird am 17. im Tollhaus die aktuelle Studie „Fragile Mitte - Feindselige Zustände“ der Friedrich-Ebert-Stiftung vorgestellt, die belegt, dass rechtsextreme und menschfeindliche Einstellungen Randgruppenproblem, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft fest verankert sind.
Offiziell eröffnet werden die Antirassismuswochen am 16. im Karlsruher Rathaus mit einer Veranstaltung, die gleichzeitig zentraler Auftakt der deutschlandweiten Antirassismuswochen des Interkulturellen Rates in Deutschland ist. Als Referenten sind unter anderem die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney, die deutsch-kroatische Schriftstellerin Jagoda Marinic und der Journalist Fritz Pleitgen angekündigt.
Bundesweites Aufsehen sorgte der Karlsruher Fotograf Martin Gommel mit seinem Projekt „Willkommen in Deutschland“, bei der er Flüchtlinge in Karlsruhe porträtiert. Den Protagonisten seiner Bilder begegnet Gommel zumeist vor den verschiedenen Sammelunterkünften. Dort spricht er die Menschen an, lässt sie, wenn sie möchten, aus ihrem Leben erzählen und berichtet von seinem Projekt. Sind sie einverstanden, entsteht eine Porträtaufnahme, die den Menschen und nicht das Etikett "Flüchtling" in den Mittelpunkt stellt. Das Ergebnis sind ausdrucksstarke und berührende Schwarzweißfotografien, von denen jede mit einem kurzen Text über die erste Begegnung zwischen dem Porträtierten und dem Fotografen versehen ist. Am 21. stellt Gommel sein Projekt im Neuen Ständehaus vor.
Mit Spannung erwartet wird die Premiere des Dokumentarfilm „Alle anderen sind nicht gleich anders“ des Karlsruher Filmemachers Oliver Langewitz am 28. im Studio 3, der zu einem Gutteil bei den vorangegangenen Antirassismuswochen entstand. Eingebettet in eine Spielhandlung dokumentiert er das Leben verschiedener Karlsruher mit Migrationshintergrund in der deutschen Gesellschaft, darunter Ibraimo Alberto, der über Umwege aus Mosambik nach Karlsruhe kam, wo er er junge Boxertrainiert,DJ und Clubbetreiber Shahrokh Dini, die Musiker Hakim Ludin und Jamie Clarke oder der Theaterpädagoge Rusen Kartaloğlu.
Seit vielen Jahrhunderten leben Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland, allerdings ist über ihre Präsenz bislang nur wenig bekannt. Die während der Antirassismuswochen im Karlsruher Rathaus gezeigte Ausstellung "Homestory Deutschland - Schwarze Biografien in Geschichte und Gegenwart“ porträtiert die Biografien von 27 schwarzen Männer und Frauen aus drei Jahrhunderten. Der Karlsruher Verein Stoffwechsel ergänzt die Wanderausstellung um Karlsruher Aspekte. Ihren Abschluss finden die Wochen am 29. ab 14 Uhr mit einem großen Vielfaltfest im Kulturzentrum Tollhaus, zu dessen umfangreichem Programm ein eigenes kleines Programmheft erscheint.
> 13. bis 29. März 2015, Karlsruhe, zahlreiche Veranstaltungsorte, alle Infos in einem ab Anfang März erhältlichen Programmbuch und unter http://www.karlsruhe.de/b1/kultur/interkultur/gegenrassismus/2015.de