Eine ungewöhnliche Geschichte und ein ungewöhnlicher Erzählstil. Das Buch beginnt, indem die Erzählerin schildert, wie sie als seelisch zerbrochene Frau aus dem Gefängnis entlassen und in ihrem Landhaus unter Hausarrest rund um die Uhr von drei Soldaten bewacht wird. Parallel zur Handlung in der Gegenwart blickt sie immer wieder zurück zu der tragischen Entwicklung, die für ihren Zustand verantwortlich war.
Ruth, eine Frau um die 40, zieht mit ihrem Mann von der Stadt aufs Land, wo sie ein bäuerliches Leben führen wollen. Trotz Probleme in der Ehe und mit ihrer Tochter funktioniert dies am Anfang, doch dann führt eine dauerhafte Dürre im ganzen Land zu immer stärkeren sozialen Problemen. Alles vertrocknet, Wasser wird fast unbezahlbar. Einzig und allein die Quelle auf ihrem Grundstück sprudelt wie bisher und nur hier fällt noch regelmäßig Regen. Bald sehen sie sich viel Neid und Hass gegenüber. Doch dann tauchen die Frauen eines neuen, religiösen Ordens auf und behaupten, die Quelle sei ein göttliches Zeichen. Mehr und mehr lässt sich Ruth auf die ihr zugedachte Rolle als spirituelle Erlöserin ein. In der anderen Handlungsebene muss sich Ruth mit ihren Bewachern, mit ihrer kaputten Psyche und vor allem mit der Frage auseinandersetzen, ob sie selbst damals im religiösen Wahn ihr kleines Enkelkind ermordet hat, ob es ihr schon einmal als Pädophiler verdächtigter Mann oder eine der angeblich so religiösen Schwestern war.
Dies ist kein esoterischer oder religiöser Roman. Viel mehr geht es um die Beeinflussbarkeit des Menschen, um innere Konflikte, um Hoffnung und gescheiterte Hoffnung. Die Erzählung zieht die Leser sehr schnell in ihren Bann. Selten nutzt eine Autorin so intensiv Metaphern als Stilmittel, aber hier wirkt dies nicht übertrieben sondern trifft den Leser mit überzeugender Wucht. Auch das Stilmittel, dass sie nicht linear erzählt, sondern mit vielen Andeutungen auf kommende Geschehnisse die Spannung steigert, funktioniert bei ihr hervorragend. Ob die Regenfälle ausschließlich über der Quelle meteorologischer Zufall oder tatsächlich ein Wunder sind, wird im Roman nicht hinterfragt und auch nicht beantwortet. Das Buch selbst ist aber ein Wunder. Dieses in über 20 Ländern erscheinende Roman-Debüt könnte der Start einer großen Karriere einer großartigen, neuen Erzählerin sein.
- gk > 496 Seiten, Scherz-Verlag, 16,99 Euro oder als E-Book 14,99 Euro
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