Der Aufforderung meines Verlegers mir noch ein paar Bemerkungen zu Herrn, pardon Sir, Bob Geldof einfallen zu lassen, kann ich leider nicht nachkommen. Denn, ganz ehrlich, ich finde, ein Mann, der seinen Töchtern allen Ernstes die Namen Fifi Trixibelle, Peaches Honeyblossom und Little Pixi gibt, ist weder zurechnungs- noch satisfaktionsfähig. So das wars. Zu den Scheinereignissen des Jahres 2014 gehörte die x-te Neuauflage der SWR-Hitparade mit Moderatoren, die sich gegenseitig bespaßen, einem Publikum, das von den ollen Kamellen, die dabei wiedermal aufgetischt werden, ganz hin und weg ist und sich nichts Schöneres im Leben vorstellen kann, als bei der großen Abschlussparty in der Hanns Martin Schleyer-Halle dabei zu sein, wo dann – taratara ! – die Siegertitel live vom Band (oder wie das mittlerweile heißt) eingespielt werden. And the Winner is (Überraschung, Überraschung!) auch in diesem Jahr „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin. Nein, ich habe nichts gegen diese Nummer, auch „Sweet Child in Time“ von Deep Purple höre ich immer wieder gern, ebenso „Nursery Cryme“ von Genesis. Aber wenn ich die alten Sachen hören will, dann hole ich mir einfach die entsprechende CD bzw. Platte aus dem Regal und leg sie ein bzw. auf. Und erspar mir somit das ganze überflüssige Drumherum aus Moderatorengelaber, Werbeblocks, Verkehrsdurchsagen, knalligen Jingles in eigener Sache. Inhaltslosen Telefongesprächen mit Zuhörern, die das alles granatenmäßig toll und supergeil finden und nebenbei irgendeine Heike oder Silke in Hinterstrümpflbach grüßen lassen – und nicht zu vergessen, jede Menge musikalischen Füllstoff von Abba bis Helene Fischer, der normalerweise keinen Zutritt zu meinen Gehörgängen bekommt. Wem die akustische Dröhnung nicht reicht, der kann in den letzten Jahren via Livestream im Internet den Moderatoren bei ihrer Arbeit im Studio zusehen, wie sie gehen, stehen, sitzen, sprechen. Mein Gott, ist das aufregend! Und 2015 gibt es das Ganze wahrscheinlich gleich nochmals, dann folgt dem 25jährigen Jubiläum der ersten XL-Hitparade das 25jährige Jubiläum der ersten gesamtdeutschen Hitparade. Ein Vorwand multimedial und kollektiv gut drauf zu sein im Ländle, findet sich immer.
Früher war mal Fußball ein einfaches schönes Spiel, bei dem jeder mitmachen konnte, der zwei Beine hatte, und jeder mitreden konnte, sogar wenn er keine Beine hatte. Zum Wesen dieses Spiels gehören auch seine Unwägbarkeiten und seine allzumenschliche Unzulänglichkeit. War das ein Foul oder nicht? Stand der Spieler im Abseits? War der Ball nun drin oder nur auf der Linie? Im Spitzenfußball geht man längst daran, dem Spiel solche Flausen auszutreiben. Jetzt kommt also die Torlinientechnik. Die sündhaft teure Apparatur, an der sicher der Hersteller, der gewiss entsprechende Überzeugungsarbeit geleistet hat, gut verdient, dürfte auf eine Saison gerechnet, nur ein-, zweimal ihren Zweck erfüllen und klären, was das menschliche Auge in Zusammenarbeit mit dem Verstand nicht zu klären vermag. Wenn dann noch der Videobeweis folgt, ist das Spiel vollends auf einer Metaebene gelandet, irgendwo zwischen grünem Rasen und Fernsehstudio mit einer Statisterie namens Publikum, das für seine Dienstleistung (Atmosphäre, Geräusche,Soundtrack, Nebendarstellung) auch noch bezahlt. Ein eher drolliges Requisit in der Neuinszenierung des Fußballs ist der Schaum, den der Schiedsrichter auf den Rasen sprüht, um einen Freistoßpunkt zu markieren und die Mauer auszurichten. Handelt es sich dabei nun um Rasierschaum oder um Sprühsahne? Ersteres wäre Verschwendung, Letzteres wäre die sinnvolle Zweitverwertung eines durchaus überflüssigen, relativ geschmacklosen Produkts der schnellen, lieblosen Küche. Vielleicht ging es dabei zu, wie bei der „Erfindung“ der einstigen Trendsportart Nordic Walking, mit der sich ein finnischer Skistock-Hersteller aus der Absatzflaute gerettet hat. Kurzum: Kann es nicht sein, dass hinter dem Schaumzauber auf dem Platz ein Sprühsahnenhersteller auf der Suche nach einem neuen Absatzmarkt steckt. Ganz unsympathisch ist mir diese Neuerung übrigens nicht. Im Vergleich zu dem ganz anderen technischen Schnickschnack drumherum ist das Schaumspray liebenswert altmodisch, dingfest und ganz nebenbei die unübersehbare signalhafte Sichtbarmachung der Fußballerweisheit „Wichtig ist auf´m Platz“. Ein Spruch, der nebenbei auch für das ganze Leben gilt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen – da ich die besten Wünsche für das Jahr 2015 schon im letzten Heft verpulvert habe – ein wunderschönes Jahr 2016.