Kunsthalle Karlsruhe, 8.4. bis 9.7.
Zum zweiten Mal nach 1998 präsentiert die Kunsthalle Karlsruhe Arbeiten von Jürgen Partenheimer (geb. 1947); eines Künstlers, dessen Ruhm über das Ausland den Weg zurück in eigene Land fand. Beeindruckend war das Publikumsinteresse vor allem in China: Presse und Fernsehteams begleiteten ihn überall hin und berichteten frei von Zensur über den ersten Auftritt eines westlichen Künstlers überhaupt in Peking bzw. Nanking bzw. die Begegnung zeitgenössischer westlicher mit traditioneller chinesischer Kunst im Februar 2000.
Die Begegnung mit einer fremden Kultur steht auch im Zentrum des 40-teiligen "Tagebuchs Sao Paulo", das neben den 34 Blättern des "Römischen Tagebuchs" in der Kunsthalle ausgestellt wird. Einer Einladung folgend, bezog Jürgen Partenheimer 2005 als "Artist in Residence" ein Gastatelier im 28. Stock des berühmten wellenartigen Gebäudes von Oscar Niemeyer ("Edificio Copan"). Das Tagebuch, das dort entstand, dokumentiert eindrucksvoll Jürgen Partenheimers Schwanken zwischen Beklemmung und Befreiungsversuchen.
Man kann erkennen, wie die 18 Millionenmetropole, die ungeordnet und chaotisch ist und deren Stadtplanung ausschließlich der räuberischen Logik des mit Immobilienspekulationen angestrebten Profits gehorcht, die Wahrnehmung verstört. Erkennbar ist aber auch das Beharren des Künstlers auf seiner eigenen "Logik", seiner eigenen Sprache, der eigenen gefühlsmäßigen Wahrnehmung: Was Proust die Fähigkeit nannte, "nicht das zu malen, was ich weiß, sondern was ich selber sehe". - FL