Der Kapitalismus treibt seltsame Blüten. So durfte die Schweizer Autorin Anne Weber für einige Zeit in den Büroräumen einer Schweizer Firma sitzen, um zu schreiben und (wie es scheint) möglichst oft den Namen der Firma zu erwähnen. Anschließend wurde sie in Klagenfurt mit einem fernsehwirksamen Literaturpreis ausgezeichnet, der Suhrkamp-Verlag druckte das Buch, und die Chefs der Firma lachten sich in Fäustchen.

Was Anne Weber in den Büroräumen der Firma geschrieben hat, ist immerhin ganz unterhaltsam. Weber schaut nach links, (sieht in die Abfalleimer), schaut nach rechts (sieht ""Kollegen"") oder aus dem Fenster (sieht einen Berg). Sie assoziiert drauf los, schwadroniert über das Büroleben, die Schreiberei oder Radrenn- und Skifahrer. Auf gut Schwyzerdütsch: Sie kommt vom hundertsten ins tausendste. Und über allem steht die Firma samt unbekanntem, großen Direktor. Fazit: Alles in Allem ist das Bürodasein gar nicht so übel. Übrigens findet sich in "Gold im Mund" noch ein zweiter Text mit dem Titel "Liebe Vögel". In diesem haut die Autorin auf die "Bürovögel" drauf, dass es nur so kracht. Geschrieben habe sie diesen Text schon früher mit einer "mitleidslosen, meist jedoch schlummernden Wut" im Bauch. Der Leser sitzt am Ende amüsiert, aber ratlos da. Ist das Büroleben nun trist und trostlos oder unterliegt es einer wunderbaren schwyzerdütschen Ordnung´ maske
Suhrkamp, 128 Seiten, 14,80 Euro