Vor wenigen Wochen sang Eugene Chadbourne in einem der Nebenräume des Kunstverein-Lichthofs inbrünstig den Country-Klassiker „The Last Word in Lonesome is Me“, da hat die deutsche Künstlerin Karin Michalski gemeinsam mit dem Schweizer Kollegen Sabian Baumann das Erdgeschoss der Einrichtung in ein Matratzenlager verwandelt und zu einem Panoptikum des Unglücklichseins werden lassen. Da ist zum einen die amerikanische Theoretikerin und Aktivistin Ann Cvetkovich, die in einer Videoarbeit Michalskis auf einem zerwühlten und von allerlei Krimskrams à là Tracey Emin umgebenen Bett sitzend ihr persönliches Alphabet der schlechten Gefühle herunterdekliniert. So unglücklich scheint sie selbst dabei gar nicht zu sein, eröffnen doch gerade ambivalente Begriffe wie „failure“, also Scheitern, oder die als weibliche Grundeigenschaft erkannte Melodramatik geradezu befreiende Perspektiven. Ebenso wie die mögliche Deutung von Stillstand und Passivität als widerständische Haltung, die die britische Professorin Sara Ahmed vornimmt. Auf ihren Begriff des „unhappy archive“ bezieht sich die umfassende Installation von Michalski und Baumann, die mit starkem Gebräu aus dem Samowar dazu einlädt, zu verweilen, die Poster, Zeichnungen und anderen Artefakte zahlreicher Künstler zu betrachten, in einschlägigen Büchern zu schmökern oder einfach nur den eigenen Gefühlen nachzusinnen. Dass diese durchaus nicht nur der Ausdruck der privaten Misere sondern vielmehr Ausfluss der gesellschaftlichen Zustände und mithin politisch sein könnten, diese Erkenntnis aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts modifiziert und präzisiert durch eine queere Gender-Perspektive wieder aufzugreifen, ist eines der gemeinsamen Ziele der im Archiv vertretenen, vielfach wissenschaftlichen Positionen.
> bis 22. Juni, Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Waldstraße 3, Di-Fr 11 - 19 Uhr, Sa/So/Feiertage 11 - 17 Uhr