Am Anfang öffnet sich eine Schublade. Geheime Botschaften entweichen ihr und locken Wesen, halb Tier halb Mensch, Zentaurengebilde. Sie drängen in die Hinterzimmer der Erinnerung, wo ihnen ein vielgesichtiger Tod leichthändig und tänzerisch begegnet. Ob im chinesischen Taiwan oder im kanadischen Montréal, in London oder in Jerusalem, im nordischen Riga oder im südlichsten Afrika, das bilderstarke Figurenspiel von Frank Soehnle verfehlt seine faszinierende Wirkung nicht, kommt es doch häufig ohne gesprochene Sprache aus. So auch "salto.lamento - oder: die nächtliche Seite der Dinge", ein surrealer Bilderbogen und Reigen poetischer wie bizarrer Verwandlungen, der aus der Beschäftigung mit den mittelalterlichem Totentanz heraus entstand und seit seiner Premiere das Publikum weltweit begeistert. Gleich drei von fünf vergebenen Preisen, darunter den Jury- und den Publikumspreis für das beste Erwachsenenstück, erhielt die Produktion des deutschen Figurenspielers und Leiters des Figurentheaters Tübingen beim Figurentheaterfestival 2008 im spanischen Lleida. Frank Soehnle, der einst in Karlsruhe gemeinsam mit Thomas Hänsel das Figurentheater marotte begründete, gilt längst als einer der weltweit innovativsten Figurenspieler. Mit den beiden Musikern von rat’n’X, Johannes Frisch und Stefan Mertin, die Kontrabass, Bassklarinette und weitere Instrumente spielen und Karin Ersching am Licht entstand eine „Komposition, die der sinnlichen Wahrnehmung keine Pause gönnt und den Zuschauer mit unmittelbarem Erleben so intensiv beschäftigt, dass Reflexion erst nachträglich möglich ist", wie Rezensent über den Figurentheaterabend befand, in den man unweigerlich hineingesogen wird und den man so schnell nicht mehr vergisst. „Gebannt, atemlos, fasziniert verfolgte das Premierenpublikum die grandiose poetische Totenbeschwörung“, hieß es in einer anderen Kritik über das Stück, in dem „Gewaltiges federleicht zu sein scheint und Unscheinbares auf einmal monströse Größe entfaltet“ und poetischer Grusel sich mit heiterem Witz verbindet.

> Sa 28. Dezember 2013 um 20 Uhr, Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, Karlsruhe