Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 12.2013
Verschiedenes Herbies Cartoon

 

Dr. Mabuse: 2013 – Das Jahr, das wir überlebt haben

Bild - Dr. Mabuse: 2013 – Das Jahr, das wir überlebt haben
Das Jahr nach dem von den Mayas prophezeiten Weltuntergangsjahr 2012, das auch noch die vermaledeite 13 im Namen hat, geht nun auch schon zu Ende. Kinder, wie die Zeit vergeht! Aber hatte ich das nicht schon in meinen Jahresrückblicken 2008, 2005, 1997, 1991, 1985, 1963 und 1857 festgestellt? Macht nichts. Es stimmt immer, vor allem, wenn man keine 29 Jahre mehr alt ist. Nanu, wie komme ich denn da drauf? Ganz einfach, ich habe den wichtigsten und folgenreichsten politischen Artikel des ablaufenden Jahres noch einmal gelesen, geschrieben von einer „Stern“-Reporterin namens Laura Himmelreich und der beginnt nun mal mit den Worten: „Für mich ist nicht immer angenehm, 29 Jahre alt zu sein, eine Frau und Politikjournalistin“. Letzeres kann man übrigens ändern und das mit dem Alter ändert sich auch mit der Zeit. In dem „Stern“-Artikel, der im Januar des Jahres erschien, berichtete sie, wie sie ein ganz Jahr zuvor beim Dreikönigstreffen in Stuttgart vom FDP-Fraktionsvorsitzenden Rainer Brüderle in einer Hotelbar angemacht wurde mit den inzwischen schon klassischen Worten: „Sie können ein Dirndl ausfüllen“. Was dem Artikel folgte, der offenbar nur geschrieben wurde, um dem trinkfesten alten Sack mal ordentlich einzuschenken und ihn als „Herrenwitz“ vorzuführen, war ein organisierter „Aufschrei“ auf Twitter, einige Talkshows zum immergrünen Thema „Sexismus“ und jede Menge Mediengedöns. Wenn schon sonst nichts passiert, ist man für jeden Aufreger dankbar und sei er noch so fadenscheinig. Da ist sie wieder die gute alte Opferrolle der Frau, und der Mann, der alte zumal, erscheint wieder mal als das ewige Schwein, das nicht aus seiner borstigen Haut heraus kann. Alte Männer haben keine guten Karten in unserer Gesellschaft und kein Alex Schwarzer streitet für ihre Rechte. Da ich Laura Himmelreich nicht kenne, weiß ich nicht, ob sie wirklich ein Dirndl füllen kann, auf jeden Fall hat sie gezeigt, wie wenig inhaltliche Substanz es braucht, um Seiten von Zeitungen und Zeitschriften und eine Talkshowstunde nach der anderen auszufüllen.
Rainer Brüderle ist nach der letzten Bundestagswahl auf der politischen Bühne nicht mehr präsent. Das ist schade, denn im ganzen glattgebügelten Politikbetrieb war er zumindest eine Type. Wie gut, dass uns der Pofalla erhalten bleibt, der Kanzleramtsminister mit der näselnden Aussprache hat für die Lachnummer im Sommerloch gesorgt, indem er die NSA-Affäre für beendet erklärte. Die NSA und der britische Geheimdienst hätten schriftlich versichert, teilte er treuherzig mit, dass sie keine Grundrechte deutscher Bürger verletzt hätten. Ja, so sind sie halt, die Geheimdienste, immer offen und ehrlich. Vielleicht braucht es solche Politiker wie Pofalla, die noch an das Gute im Menschen – auch im Geheimdienstler – glauben, damit auch der Wähler noch an das Gute im Politiker glaubt. Nein, braucht es nicht, meinen Sie. Na, dann eben nicht! Eine der größten Überraschungen des Jahres bot Jürgen Trittin, der ging allen Ernstes mit der im Grunde vernünftigen Forderung nach Steuererhöhungen für Besserverdienende in den Wahlkampf und erlitt Schiffbruch. Ja, wusste der Grünen-Chef denn nicht, dass er damit der eigene Klientel ins gutgefüllte Portemonnaie greift und die gibt nun mal ihr Geld lieber für überteuertes handgepflücktes Bio-Gemüse aus als für das Gemeinwohl. Ja, ja, ich weiß, das ist ein Kli-schee, aber Klischees stimmen halt auch oft. Gar nicht damit gerechnet hätte ich nun allerdings damit, dass es den Linken gelingt, die Grünen in Sachen Politischer Korrektheit in den Schatten zu stellen. Der Vorsitzende der Linken in Nordrhein-Westfalen plädierte dafür, in den Kindertagesstätten doch lieber ein „ Sonne, Mond und Sterne“-Fest zu feiern als Sankt Martin, um die Gefühle der muslimischen Kinder nicht zu verletzen. Wenn das der Beitrag der Linken zum Problem der hierzulande unzureichenden Trennung von Kirche und Staat sein soll, dann Gnade uns Gott. Und nun wünsche ich uns allen, auch den muslimischen Mitbürgern, ein frohes Weihnachtsfest.
PS. Für politisch korrekte Umbenennungsvorschläge wäre ich dankbar, vor allem in Hinblick auf den unausweichlichen Jahresrückblick 2014.