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Archiv: 03.2006
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Ergonomie und wohnen

Hübsch, gesund und aus Holz

Hübsch, gesund und aus Holz

Mit der Matratze fing alles an. Eine kleine Futonproduktion. Dann wuchs das Thema. Sitzen und Prävention kamen dazu, schließlich der Umzug in die Waldstraße und ein Name der Programm ist: Ergonomie und Wohnen. Raimund Löhr holte sich seinen Schwager Martin Vallejo ins Boot, „einen Schwaben“, sagt er lachend. Aber so ganz stimmt das nicht. Vallejo verbrachte seine Kindheit in Chile. Als Jugendlicher kam er nach Deutschland. Seit mehr als zehn Jahren arbeiten die beiden im „Familienunternehmen“ erfolgreich zusammen. Klappe auf sprach mit den Mitbegründern des europäischen Verbandes ökologischer Einrichtungshäuser über langlebige Möbel und die Anziehungskraft Chiles.

´ Kundennähe suchen viele Unternehmen. Was heißt das bei Ihnen´
Martin Vallejo: Wir beraten natürlich, aber ein Teil unseres Erfolgs in den gut zehn Jahren liegt darin, dass wir die Möbel selbst ausliefern. Wir machen bei den Kunden einen Gegenbesuch, montieren die Möbel selbst und lernen ihn dabei besser kennen. Persönlicher Kontakt ist das, was wir wollen, weil die Arbeit so Spaß macht. Heute ist das neben guter Ware im Übrigen die einzige Möglichkeit der Rabattschlacht im Handel entgegen zu treten.

´ Das war 1995 anders´ Wie sah der Markt damals aus´
Raimund Löhr: Das war so ein Öko- und Bio-Boom. Die Leute waren leicht auf ökologische Fragen, auf Schadstoffe und Naturkost anzusprechen, heute ist das anders. In anderen Städten gab es entsprechende Läden. In Freiburg, glaube ich, sogar drei, in Karlsruhe gab es nichts Vergleichbares. Wir haben auch Glück gehabt und für viele gute Firmen die Verkaufsrechte bekommen.

´ Das gute Massivbett gab es aber schon.
Raimund Löhr: Ja, aber wir waren und sind die einzigen, die in dieser Konsequenz das Thema Ökologie in allen Wohnbereichen vom Kinder- und Wohnzimmer bis zum Arbeitszimmer und Büro abdecken.

´ Ökologisch heißt auch langlebig. Verkaufen Sie zeitlose Möbel´
Martin Vallejo: Langlebig schon. Aber zeitlos´ Man tritt mit dem Anspruch an, aber denken sie mal an unsere Eltern, die hatten Eichenmöbel. Wir wollten dann hellere Hölzer, Erle, Buche, Ahorn. Heute stehen Harthölzer wie Kernbuche, Nussbaum oder Kirsche oben. Vor zehn Jahren hätte die keiner gekauft. Wir machen den Kunden nichts vor. Sie sollen etwas kaufen, was sie schön finden. Zu einem edlen Holz baue ich aber eher ein Verhältnis auf.

Raimund Löhr: Langlebigkeit ist wichtig. Wenn ich jemandem einen Schrank verkaufe, will ich diesen Kunden mit dem Thema Schrank erst mal nicht wieder sehen. Abgesehen vom Material kommt es auf die Reparaturfähigkeit eines Möbelstücks und die Oberfläche an.

´ Lebt man mit ökologischen Möbeln besser´
Martin Vallejo: Die Antwort muss der Kunde selber finden. Die Leute entscheiden punktuell und undogmatisch. Viele fangen mit dem Schlafzimmer oder Kinderzimmer an. Wenn man in einer natürlichen Umgebung leben will, dann geht das im Bett los - das ist unser Ansatz. Im Bett verbringe ich sehr viel Zeit in direktem Körperkontakt. In der Matratze haben sie die Nase drin.

´ Viele Ihrer Kunden sind Stammkunden, das heißt sie sind zufrieden mit Ihrer Leistung, auch glücklich´
Raimund Löhr: Ja, viele Kunden kommen wieder. Wir beraten auch oft Eltern bei der Ausstattung des Kinderzimmers. Das ist ein großer Bereich bei uns. Wir sehen die Kinder groß werden, die wiederum irgendwann bei uns einkaufen werden.
Martin Vallejo: Glückliche Kunden haben wir, sicher. Aber manchmal fehlt vielleicht so ein bisschen die Freude: ‚hallo, jetzt hab’ ich mir was gegönnt´. Das wollen wir ein bisschen beleben.

´ Kommt da ihr südamerikanisches Temperament zum Tragen´ Ihre Kunden wundern sich zunächst ja auch über Ihren Namen, obwohl Sie der Schwabe im Unternehmen sind, sagt jedenfalls Ihr Schwager Raimund Löhr. Sie haben mal in Stuttgart gelebt und machen die Buchführung.
Martin Vallejo: Jeder macht das, was er am besten kann. Ich mache die Buchführung, baue aber weniger Möbel zusammen. Und mit dem Temperament ist das so eine Sache. Als ich mit 15 Jahren wegen der politischen Wirren aus Südamerika nach Deutschland kam, war das ein Schock. Ich war überhaupt nicht vorbereitet. Meine Mutter ist Deutsche, aber in Chile bin ich auf eine ganz normale Schule gegangen, ich hatte keinen Kontakt mit Deutschen - mein Alltag war spanisch.

´ Haben Sie Heimweh, Herr Vallejo´
Martin Vallejo: Hier in Deutschland sehe ich das positive überwiegen. Ich bin mir über beide Seiten klar und ich habe keine Mangelsehnsucht. Im Übrigen ist eine stetige Verbindung zu Südamerika da, ich bin jedes Jahr in Chile.

´ Geht es irgendwann in Richtung Südamerika´
Raimund Löhr. Meine Frau, ich und unsere beiden Töchter, wir haben jedes Jahr Austauschschüler aus Chile. Es ist eine Option dort hinzugehen, wo man in der Welt gebraucht wird.

´ Und Sie Herr Vallejo, Sie bleiben dann hier´
Martin Vallejo: Nein, es hängt natürlich auch von der wirtschaftlichen Lage ab, aber für mich ist der Horizont Südamerika nahe, in 10, 15 Jahren. Es geht auch um das Gefühl, dass man nicht für ewig gebunden und vernagelt ist. Das öffnet Horizonte. - nterview: lütt

> Ergonomie und Wohnen Waldstr. 44, Karlsruhe 0721 - 20 52 30 - www.ergonomie-und-wohnen.de

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