Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 03.2006
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Jim Avignon

art Karlsruhe

New York, Moskau, Berlin, Tel Aviv, Haifa… Das sind einige der Orte, an denen Jim Avignon in den letzten Wochen in Erscheinung trat. Der Künstler, der seine Karriere in den 80er Jahren mit dem Bemalen von Brückenmauern der Karlsruher Südtangente begann und nach langen Jahren in Berlin mittlerweile in New York lebt und eine kleine Galerie betreibt, ist nun auf der ART Karlsruhe vertreten. Da mag sich mancher verwundert die Augen reiben, schließlich ist Jim Avignon, der immer wieder auch als Musiker (Neoangin) in Erscheinung tritt, der stets phantasievolle Pionier einer preisgünstigen Gebrauchskunst, die sich dem herkömmlichen Kunstmarkt entzieht. Nun ist er wieder hier und diesmal in dem eher gehobenen Umfeld der Kunstmesse.

Vor einigen Jahren konnte man Dich noch in der Ex-Steffi hinterm Hauptbahnhof sehen, heute bist Du auf der Art Karlsruhe vertreten. Zwei Berührungspunkte in dieser Stadt, aber für Dich anscheinend kein Gegensatz´

Underground und Mainstream haben mich als gegensätzliche Pole schon immer sehr angezogen. Und zwar nicht als Stationen einer Karriere, sondern als Extrempunkte zwischen denen ich wie ein Elektron hin und herschwingen möchte. Bereits vor acht Jahren war ich mit der Galerie Wewerka auf der Art Frankfurt und Ende Februar werde ich in Tel Aviv in einem illegalen Club ausstellen.

Auf der Documenta hast Du täglich ein Bild vor Publikum live gemalt
Und wieder zerstört. Jetzt malst Du live während der Messe, aber nicht mehr um die Bilder zu zerstören sondern um sie zu verkaufen. Könnte man sagen , Du erntest heute die Früchte der teilweise destruktiven Aktivität in den 90er Jahren´

Wäre ich weiter durch Bilder gesprungen, dann hätte ich wohl wesentlich größere Früchte geerntet. Ich weiss nicht wieviele Werbeagenturen mich schon fürs Bilderkaputtmachen buchen wollten. Aber damals ging ess mir darum, ein gewisses Unbehagen mit der Kunstwelt und vorallem mit ihrer Vermarktung auf den Punkt zu bringen. Am Unbehagen hat sich wenig geändert. Der Kunstmarkt boomt wie verrückt und ich immer noch ist es so, daß vorallem die superreichen Sammler als höchste Geschmacksinstanz gelten. Irre!

Inwieweit kannst und willst Du Dich noch den Mechanismen des Kunstmarktes entziehen´ Oder in wieweit behältst Du die Kontrolle in einer Kunstverwertungskette an deren Anfang Du stehst, dessen Ende aber kaum ein Künstler selbst bestimmen kann´

Capitalism is never friendly! Der (internationale) Kunstmarkt ist, wie jeder Markt ein Haifischbecken und man tut gut daran, ein bisschen aufzupassen mit wem man was dealt, aber absolute Kontrolle gibt es nie. Wer die sucht, dreht durch. Ich staune immer wieder was für Sachen, die ich irgendwann weggeworfen habe, plötzlich wieder bei ebay auftauchen.

Als Exil-Karlsruher und immer durch die Welt reisender Künstler hat sich doch bestimmt im Lauf der Jahre der Blickwinkel auf Deine Heimatstadt verändert. Hat sich Karlsruhe in den vergangenen Jahren Deiner Meinung nach gewandelt´ Wie ist der Eindruck den Du bei Deinen seltenen Besuchen gewinnst´

Karlsruhe ist inzwischen ein Begriff, vor allem im Ausland. Früher habe ich vorsichtshalber immer gesagt ich käme aus dem Schwarzwald, inzwischen kann ich mit Karlsruhe durchaus punkten. Die Karlsruher selber werden sich wohl dank ihrer stabilen und von mir so geschätzten Karlsruher Mentalität nicht wirklich ändern.

> art Karlsruhe, Do 9.- So 12. März. Messe Karlsruhe, 11- 19 Uhr, (Fr bis 20 Uhr)

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