„Mit dem 'Reigen' hat Schnitzler das Theater, das ein Haus der Freuden sein sollte, zu einem Freudenhause, zum Schauplatz von Vorgängen und Gesprächen gemacht, wie sie sich schamloser in keiner Dirnenhöhle abwickeln können. Schnaufende Dickwänste mit ihrem weiblichen Anhange, der den Namen der deutschen Frau schändet, sollen sich jetzt dort allabendlich ihre im wüsten Sinnentaumel erschlafften Nerven aufkitzeln lassen. Allein wir gedenken den Herrschaften das Vergnügen bald zu verleiden“, hieß es 1921 unheilvoll in der Reichspost. Aus heutiger Sicht schier unglaublich, aber wahr: Erst seit 1982 ist eines der bekanntesten Theaterstücke des frühen 20. Jahrhunderts nach einem 60-jährigen Aufführungsverbot auf Bühnen wieder zu sehen. Der „Reigen“ löste nach seiner Uraufführung 1920 sowohl in Berlin als auch in Wien einen Theaterskandal aus und führte zum so genannten „Reigen-Prozess“, nach dem der Autor Arthur Schnitzler ein Aufführungsverbot für das Stück verhängte. Dabei ist auf der Bühne nichts „Unsittliches“ zu sehen, alleine in zehn Dialogen, die mal frivol und zärtlich, ironisch und melancholisch, triebhaft und todestraurig sind, wird die Phantasie der Zuschauer beflügelt. Sie gleichen einem Totentanz des Eros und schildern „zehn Triumphe des Sexus, vor dem es keine Standesunterschiede gibt: ein Ringelspiel der Amouren, die auch ihre Köstlichkeiten haben, ein Karussell der flüchtigen Umarmungen, ein Tanz mit den immerwährenden drei Schritten: Gier, Genuss und Kälte“, wie der Theaterkritiker Georg Hensel feststellte. Markus Gehrlein inszeniert das Dialogstück am Karlsruher Jakobus-Theater. Auch am 14., 26., 29. und 30. > Jakobustheater, Kaiserallee 11, Karlsruhe, 20 Uhr