Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2013
Musik Rund um Musik

 

Konzertkritik: Eloy

Auftritt im Capitol, Mannheim am 25.1.13

Bild - Konzertkritik: Eloy
Es war einmal vor langer, langer Zeit, als in Deutschland einige Bands wie z.B. Eloy neue musikalische Wege einschlugen und sich vom Einheitsbrei normaler Rock- und Popmusik durch sehr kreative Alben abhoben. Bald wurde diesem Genre, dessen Einflüsse oft bei Pink Floyd, Genesis und Yes lagen, das aber auch mit elektronischen Bands wie Tangerine Dream völlig neue Klangwelten eröffnete, der Begriff „Krautrock“ aufgesetzt.
Lange Zeit war Eloy eine der bei uns eine der beliebtesten Bands und bekam für „Ocean“ sogar eine goldene Schallplatte. Im Gegensatz zu den meisten Gruppen dieser Zeit blieb Eloy aber in wechselnden Besetzungen weiterhin aktiv und hat inzwischen bei Prog-Rock-Fans Kultstatus. Auch mein CD-Player wird heute noch überdurchschnittlich oft mit Werken aus den unterschiedlichen Phasen der Band gefüttert. Den Fans ist es auch zu verdanken, dass nach neun Jahren Pause mit „Visionary“ ein neues Album entstand und Eloy auch wieder live auf die Bühne kam. Und wie!
Fast drei Stunden lang spürte man in Mannheim sehr deutlich, dass es Frank Bornemann wieder Spaß machte, so frenetisch vom Publikum gefeiert zu werden. Mit einer tollen Besetzung spielte sich Eloy von „Power and the Passion“ bis zu „Visionary“ durch die Band-Historie, und vor allem von „Ocean“ gab es natürlich genug zu hören. Kaum zu glauben, dass sie dieses Mal nur für so wenige Konzerte zusammen fanden! Der neue Gitarrist Steve Mann passte wunderbar in den Gruppensound und durfte manchmal sogar nach David Gilmore klingen. Hannes Folberth und Michael Gerlach sorgten für die monumentalen Keyboard-Sounds, Klaus-Peter Maziol am Bass und Bodo Schopf am Schlagzeug gaben dem ganzen oft treibenden Rhythmus. Vom Publikum ganz besonders bejubelt wurden die drei Background-Sängerinnen, von denen vor allem eine, die nur bei wenigen Stücken dabei war, wohl der meistgefeierte Akteur des Abends wurde.
Das Ambiente des Capitol, ein ehemaliges Kino mit stark gewundener Empore, passte zur seltsamen Kombination aus nostalgischen Erinnerungen und früher als futuristisch bezeichneten Sounds. Und selten findet man bei Konzerten eine so homogene Altersgruppe im Publikum: 95 % der Besucher waren wohl zwischen 45 und 60 Jahre alt. Man merkt, dass solche Musik heute weder im Radio gespielt wird noch von den Medien wahrgenommen wird. Dafür gibt es keinen Nachwuchs. Doch die alten Fans konnten ein grandioses Konzert feiern, in dem wirklich alles passte. Psychedelischer Space-Rock, bombastisch melodische Sound-Symphonien mit Hardrock-Einsprengseln, sphärische Schwelgerei, treibende Grooves – der Sound von Eloy ist eine Mischung, wie sie keine andere Band spielt.
Als nach 2,5 Stunden schon manche Besucher den Saal verliese und glaubten, es komme nun keine weitere Zugabe mehr, wollte die große Mehrheit nicht aufhören, die Band zu feiern, so dass die Zeitmaschine mit „Bells of Notre Dame” nun noch ganz besonders weit zurück gedreht wurde. Und als fast schon intimer Abschluss stand Frank Bornemann mit zwei der Sängerinnen bei „Thoughts Of Home“ alleine auf der Bühne. Nach so viel Begeisterung im Publikum kann es eigentlich niemand glauben, dass dies wie angekündigt nun wirklich das allerletzte Konzert von Eloy gewesen sein soll. > Konzertkritik von Klappe Auf Mitarbeiter Günter Kromer

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