Kunst kann man nicht lernen
Der 1969 in Schramberg (Schwarzwald) geborene Daniel Roth (Foto rechts) zählt zu den wichtigsten deutschen Künstlern der Gegenwart. Seit gut fünf Jahren ist er Professor an der Karlsruher Kunstakademie, wo er selbst ein Jahrzehnt zuvor noch studiert hatte. Seine Arbeiten beziehen Zeichnung, Skulptur, Fotografie und Objekte ein. In umfassenden Installationen entwickelt er häufig von historischen oder lokalen Realitäten ausgehend rätselhafte Geschichten von Orten, die er auf einer fiktiven Weltkarte verortet, wo sich Traum und Wirklichkeit, Wissenschaft und Fantasie begegnen. Für Klappe Auf unterhielt sich Johannes Frisch mit Roth über seine Arbeit und die Kunst als Beruf anlässlich einer Ausstellung in der Karlsruher Galerie Meyer Riegger.
Welche Rolle spielen für dich als Schwarzwälder das Abenteuer und die Auseinandersetzung mit der Natur?
Roth: Das Abenteuer ist es weniger, aber tatsächlich gibt es eine Nähe zu Märchen, die sicher mit der Landschaft zusammenhängt in der ich aufgewachsen bin. Meine Objekte sind häufig aus Naturmaterialien gebaut und von realen Landschaften inspiriert, die sich dann in Fiktion verwandeln.
In deinen Arbeiten spielen nicht selten Fährten legende Texte eine Rolle. Was kannst du durch die Bildende Kunst vermitteln, was du nicht als Schriftsteller zum Ausdruck bringen könntest?
Roth: Ich erzähle ja keine linearen Geschichten mit Anfang und Ende, eher breiten sie sich diese wie eine Atmosphäre aus. Die Leerstellen, die ich bewusst setze, bieten mir und dem Betrachter Raum, sich darin zu bewegen. Die Texte dazu sind ja eher kryptisch und knapp. Die Frage, was wäre, wenn ich schreiben könnte, habe ich mir noch nie gestellt.
Erwartest Du eigentlich, dass man die Geschichten entschlüsselt?
Roth: Nein, es geht eher darum, wie dicht ist die Atmosphäre, dass man in sie eintauchen kann. Konkrete Hintergründe bleiben offen.
Du hast bis 1997 an der Karlsruher Kunstakademie studiert, zehn Jahre später wurdest du selbst zum Professor berufen, was macht dir am Unterrichten vor allem Spaß?
Roth: Das Tollste ist, dass man die Studierenden über einen langen Zeitraum begleiten kann und sieht, wie sich diese Persönlichkeiten entwickeln. Auch über das Studium hinaus, denn mit manchen hält man noch lange Kontakt.
Was ist das Wichtigste, was du Studierenden vermitteln kannst?
Roth: Kunst kann man nicht lernen, deshalb können wir sie ja auch nicht lehren. Die Akademie gibt den Studierenden Zeit und Raum, eine eigene Sprache zu entwickeln. Wir als Mentoren begleiten und fördern dies.
Kunst als Beruf - Welche Voraussetzung muss jemand unabdingbar mitbringen, um in diesem Metier bestehen zu können?
Roth: Den Glauben an sich und die eigene Arbeit. Das klingt zwar banal, aber es ist letztlich doch ein recht einsamer Job, wenn man im Atelier steht. Da braucht es dann schon so etwas wie eine innere Notwendigkeit. Foto: Daniel Roth (rechts) mit seinen Galeristen Jochen Meyer und Thomas Riegger (von links)
> bis 9.3.2013, Meyer Riegger, Klauprechtstraße 22, Karlsruhe, Di-Fr 12-18 Uhr, Sa 13-16 Uhr