Volker Kaminski wurde in Karlsruhe geboren, wo er auch aufwuchs und zur Schule ging. Nach dem Abitur studierte er Germanistik und Philosophie in Freiburg und Berlin, dort lebt er noch heute. Die ersten literarischen Gehversuche unternahm er während des Studiums, später machter er als Schriftsteller und Journalist das Schreiben zu seinem Hauptberuf und veröffentlichte Romane, Erzählungen, Essays, Glossen und Rezensionen. Darüber hinaus lehrt er Creative Writing an der Alice Salomon-Hochschule in Berlin. Karlsruhe und Umgebung sind Handlungsort seiner zwei Krimis „Gesicht eines Mörders“ und „Der Gestrandete“. Erst kürzlich erschien seine Sci-Fi-Dystopie „RUA 17“ [Besprechung Klappe auf/Dezember 2023]. Volker Kaminski ist regelmäßig in Karlsruhe zu Besuch und stellt seine Bücher im Prinz-Max-Palais vor, dieses Mal im Rahmen der diesjährigen Literaturtage, wo er aus der Neuauflage seiner Endzeitnovelle „Die letzte Prüfung“ liest.
Herr Kaminski, wie ist es zur Neuauflage der Endzeitnovelle „Die letzte Prüfung“ gekommen?
Die Novelle „Die letzte Prüfung“ erschien vor 30 Jahren beim Verlag Klaus Wagenbach, war mein Debüt und ein großer Erfolg, erhielt viele gute Besprechungen, und ich wurde vom WDR-Fernsehen nach Köln eingeladen in die Sendung „Buchladen“, Manuela Reichart war begeistert. Da ich schon letztes Jahr mit meinem KI-Roman „RUA 17“ einen literarischen Blick in die Zukunft geworfen habe, dachte ich, dass die Novelle als Nachfolger mit der Darstellung einer noch ferneren Zukunft und dem hochaktuellen Thema Klimawandel und seine Folgen gut in unsere Zeit passen würde. Da das Original vergriffen ist, fand die Verlegerin meines jetzigen Verlags PalmArtPress die Idee schön, es in überarbeiteter Fassung noch einmal aufzulegen.
Können Sie mir etwas zum Inhalt sagen?
Stellen Sie sich eine von einer dicken Eisschicht bedeckte Welt vor, an die die Menschheit seit langem angepasst ist. Die Menschen sind kleiner, kälteunempfindlich, ihre Sprache ist verarmt, sie sind innerlich gewissermaßen erstarrt. Es gibt weiter südlich noch wärmere Areale mit üppiger Vegetation, die von den Eisbewohnern aber „Grüne Hölle“ genannt werden, vor der sie Angst haben und die sie meiden. Außerdem existiert die große Stadt Tripolis, wo sich eine Zivilisation erhalten hat. Um dorthin Zugang zu erlangen, müssen junge Menschen jedoch eine schwere Prüfung auf einer Fahrt über das Eis ablegen, deren gefürchteter Höhepunkt die Konfrontation mit der „Grünen Wand“ ist.
Wie aktuell ist der Roman und warum führt die Klimakrise in Ihrer Novelle zu einer Vereisung?
Ich fand es reizvoll, mal andersherum zu denken, zumal Vereisung, Erstarrung, Kälte schöne Metaphern sind für ein altes, schwaches Menschengeschlecht. In dieser Welt hat sich die Zivilisation aufgelöst, es gibt keine politischen Strukturen mehr. Den Prozess dieser innerlichen Erstarrung aufzulösen, hin zu einer Öffnung und „Erweichung“ hat mich literarisch gereizt. Im Übrigen gibt es ja bekanntlich auch bis heute ernst zu nehmende Klimamodelle, nach denen der Golfstrom immer mehr zum Erliegen kommt, so dass die Zufuhr warmer Strömungen versiegt und wir wieder in eine Eiszeit zurückgeworfen werden. Aktuell ist der Roman auch in dem Sinne, dass das veränderte Globalklima sich bereits auf unsere Lebensbedingungen auswirkt und noch größere Veränderungen zu befürchten sind – das spüren wir ja heute schon und müssen uns darauf einstellen.
Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit dem Maler Martin Krieglstein gekommen, dessen Bilder bei Ihrer Lesung zu sehen sein werden?
Ich kenne Martin Krieglstein seit der Schulzeit auf dem Helmholtz-Gymnasium und später durch unseren Job in der Majolika, wo wir gemeinsam vor dem glühenden Brennofen standen (vielleicht habe ich mir da ja das Eis herbeigesehnt…). Wir haben über all die Jahre den Kontakt gehalten und ich besuche ihn regelmäßig, wenn ich in Karlsruhe bin, in seiner Produzentengalerie 20. Juni. Wir haben schon öfter mal an der Idee gesponnen, dass er meine Bücher illustrieren könnte. So hat er das Prüfungsfahrzeug gemalt, die sogenannte Kiste, die auf dem Cover abgebildet ist, und wird im Prinz-Max-Palais noch weitere vom Text inspirierte Bilder zeigen.
Wie ist es zu Ihrer Einladung zu den Literaturtagen gekommen?
Ich hatte das große Glück, so gut wie alle meine Bücher im Prinz-Max-Palais vorstellen zu können, und halte seit Jahrzehnten engen Kontakt zum Haus. Die Veranstaltungen waren ja immer sehr erfolgreich. Darüber hinaus schätze ich die besondere Idee der Literaturtage, ungewöhnliche Formate zu ermöglichen – wie zum Beispiel die Begegnung von Bild und Text oder auch Musik und Text, und dies an besonderen Orten. Großartig, diese Initiative, Literatur in die Stadt und zum Publikum zu bringen!
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Lesung am Do 17. Okt 2024 um 19:00 Uhr
Prinz-Max-Palais
Karlstr.10
Karlsruhe
Literaturhaus im PrinzMaxPalais
Karlstr. 10
76133 Karlsruhe
0721 / 1334087
| Infos
Termin
Do, 17.10.2024 - 19:00
Die letzte Prüfung • Lesung/ Bilderpräsentation mit Volker Kaminski & Martin Krieglstein - (Literaturtage)