Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2006
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Kammertheater

50 Jahre


„So ein Theater gehört in die Stadtmitte“. Theaterleiterin Heidi Vogel-Reinsch freut sich, „dass die Stadt Karlsruhe die Notwendigkeit und den Wert des Kammertheaters erkannt hat“. Denn als die bisherige Spielstätte des Boulevardtheater am Rondellplatz wegen des Baus des ECE-Centers geschlossen wurde, war das Kammertheater nicht nur ohne eigene Räume, sondern es gab, so die Intendantin, ein „großes Bibbern“ um den Bestand der Bühne. „Dafür, dass das Theater erhalten blieb, bin ich insbesondere Oberbürgermeister Fenrich dankbar“, sagt sie. Die laufende zweite Spielzeit im 250 Zuschauerplätze bietenden einstigen Haus der Landeszentralbank in der Herrenstraße steht im Zeichen eines Jubiläums, denn das Kammertheater feiert sein 50-jähriges Bestehen.
Am 25. Februar 1956 von dem aus Berlin stammenden Wolfgang Reinsch gegründet, spielte das Kammertheater zunächst ernste Stücke von Ibsen, Sartre, Anouilh und O´Neill. Einmal im Jahr, zu Silvester, gab es eine Komödie, „und die kam gut an“, erinnert sich Heidi Vogel-Reinsch. So wandte sich das Kammertheater dem heiteren Genre zu und füllte mit seinem speziellen Profil nicht nur eine Lücke in der Karlsruher Theaterlandschaft, sondern verwirklicht seither sein Anliegen, „auf saubere und anspruchsvolle Weise Freude und Frohsinn“ auf die Bühne zu bringen. Ihr 1998 verstorbener Mann habe das Kammertheater mit künstlerischer Qualität geprägt, „diese zu erhalten ist uns wichtig“, betont Heidi Vogel-Reinsch.
Ob „Der Raub der Sabinerinnen“ oder „Der Neurosenkavalier“, das Kammertheater setzt auf Stücke bewährter Autoren der Komödie und des klassischen Boulevard, sechs Mal pro Spielzeit kommt eine neue Produktion heraus, hinzu kommt eine Märcheninszenierung pro Jahr. „Wir sind das einzige professionelle Boulevardtheater zwischen Stuttgart und Frankfurt, und das Publikum weiß, was es bei uns erwartet“, so die Intendantin, Regisseurin und Schauspielerin. „Mit Problemstücken kann man zwar Probleme aufzeigen, aber keine Lösungen“, sagt sie und bietet ihrem Publikum deshalb lieber niveauvolle Unterhaltung - „ohne billige Comedy“. So soll es auch bleiben, wenn Heidi Vogel-Reinsch, wie sie plant, 2009 „die Last der Verantwortung“ als Theaterleiterin abgibt. Dann ist es 50 Jahre her, dass sie zum Kammertheater kam, und sie hat vor, die Leitung des Hauses „einem würdigen Nachfolger“ zu übergeben, aber dem Kammertheater als Schauspielerin treu zu bleiben.
Im Foyer gibt es zum 50. einen fotografischen Rückblick auf die Geschichte des Kammertheaters, das an der Ecke von Wald- und Amalienstraße mit 70 Plätzen begann, sein Platzangebot mit dem Umzug in ein ehemaliges Kino in der Waldstraße verdoppelte und bis 1985 am Rondellplatz residierte. Zum Jubiläum gestaltet das Kammertheater auf eigene Kosten ein attraktiveres Foyer, denn es fehlte ein Blickfang fürs Theater, und die Intendantin hörte schon manche Klage über Lautstärke und Gerüche beim Betreten des Theaters, das sich mit dem benachbarten Lokal das Entrée teilt.

Ab dem 24. feiert das Kammertheater mit einer „zündenden Revue“ nostalgisch und schwungvoll seinen „Geburtstag“ unter dem Motto “Nach fünfzig Jahren ist gar nichts vorbei“. afr

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