Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 12.2009
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Das neue Sandkorn-Kabarett

„PraxisSchock“

Bild - Das neue Sandkorn-Kabarett
Das Jahresende ist im Karlsruher Sandkorntheater von Traditionen geprägt. Ein unterhaltsames Kinderstück, ein superpraller Silvesterabend und die Wiederaufnahme von Volker Heymanns Komödie über den Deutschen Silvesterspaß schlechthin: „Dinner for One - wie alles begann“. Doch Miss Sophies Devise „The same procedure as every year“ wäre kaum erfüllt, gäbe es im Dezember kein eigenes Kabarettprogramm.

Dies freilich unterlag im Lauf der Jahre einem gewissen Wandel, hatte es doch seine Anfänge mit wiederkehrenden Titeln wie „Süßer die Kassen nie klingeln“ oder „F(f)este feiern“ im Weihnachtskabarett, das sich mit Seitenhieben auf die bürgerliche Feierkultur über die Jahre an einem Hauptthema abarbeitete. Wann das vor mehr als einem Vierteljahrhundert genau angefangen hat, daran können sich Sandkorn-Gründer Siegfried Kreiner und Beatrix Henigin, seit 1974 an der freien Karlsruher Bühne spielend, nicht mehr erinnern. Auch kabarettlose Jahre soll es gegeben haben, doch diese sind vorüber und seit einigen Jahren hat sich die letzte Sandkorn-Produktion des Jahres zum gesellschaftskritischen und allgemein-politischen Kabarettprogramm gemausert.
„Bildung“ und „Gesundheit“ sind die Themen, um die sich die Nummern des aktuellen Programms ranken. Erst als man sah, wohin der Hase inhaltlich läuft, entschied man sich für „PraxisSchock“: „Den kennt jeder, wenn er die Theorie in die Realität umsetzen muss, außerdem verweist er auf die Arztpraxis, in der unser Programm spielt, und außerdem haben wir hoffentlich auch ein paar schockierende Nummern im Angebot“, erklärt Angelika Veith den von ihr eingebrachten Titel. Neben dem derzeit am Sandkorn in vielerlei komischen Rollen brillierenden Gideon Rapp, den Kabarettaltmeistern Friedemann Nawroth und Henigin ist Veith eine der vier wort- und sangesstarken Stützen des Kabarettensembles.

Bis im vergangenen Jahr hatte sich regelmäßig auch der Hausherr Kreiner unter die Bühnenspötter gemischt. Diesmal genießt er es sichtlich, nach seinem Bühnenabschied von der Last des Textlernens befreit, sich ganz auf die Regieaufgabe konzentrieren zu können. Wie in den Vorjahren haben prominente Kabarettschreiber wie der Mann fürs Politische Wolfgang Marschall oder „Gesundheitsexperte“ Stefan Hehl Themen für die Karlsruher KollegInnen auf den Punkt gebracht. Rund 40 Prozent der Vorlagen - soviel wie noch nie - stammen diesmal jedoch aus eigener Feder. Alleine Veith und Nawroth haben je vier Nummern beigesteuert. Auch Steffi Lackner, Erik Rastetter und Gerhard Wiedl haben Texte verfasst, die nicht zuletzt auch das unerlässliche Karlsruher Lokalkolorit in den Abend streuen.

Angesiedelt in der Arztpraxis trifft man auf erfolgreiche Berufstätige in der Liebeskrise, unverschuldet zu Reichtum gekommene Manager im Sinndebakel, angesichts der U-Strab-Problematik komplett verunsicherte Gemeinderäte, dem unvermeidlichen Aussterben geweihte Sozialromantiker oder panisch eingebildete Kranke auf der Flucht vor der Froschgrippe. „In der Arztpraxis passiert einfach alles, da begegnet dir jeder“, freut sich Kreiner über den vielseitigen Spielort. Und was so gar nicht passen sollte, wird eben neben der Bühne gespielt, quasi am Klavier, an dem Jens Wehn die eigens komponierte Livemusik beiträgt.

> Sandkorn-Fabrik-Theater, Karlsruhe, Kaiserallee 11, am 5., 9., 11., 12., 9., 23., 26., 26., 29.12., jeweils 20.15 Uhr und am 6., 19 Uhr




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