Während der eine als Mediensuperstar im panzerverglasten Papamobil durch die Weltgeschichte düst, verbreitet ein anderer mit unfreundlichen Videobotschaften in der nichtislamischen Welt Angst und Schrecken via TV. Nicht zuletzt durch die Unterstützung der elektronischen Massenmedien haben religiöse Symbolik, Repräsentanz und Propaganda einen Aufschwung genommen, der in jüngster Zeit zur kontroverse Debatten auslösenden Behauptung einer „Rückkehr der Religionen“ führte. Peter Weibel und Boris Groys haben das Thema aufgegriffen, um in einer gemeinsam kuratierten Schau die vielfältigen medialen Aspekte von Religion zu untersuchen. Eine Vielzahl dokumentarischer und künstlerischer Arbeiten wirft Schlaglicher sowohl auf die Religion als auch auf die Natur des Mediums, gilt doch die Religion mit ihrer Ausbildung von Ritualen als Prototyp der Medien an sich. So ergibt sich eine wie vom ZKM gewohnt enzyklopädische Ausstellung, die sowohl politisch brisant wie philosophisch und religionswissenschaftlich relevant zu werden verspricht. Authentisches Anschauungsmaterial bieten Videos islamischer Prediger, Selbstmörderbekenntnisse der religiös inspirierten Terroristen, amerikanische TV-Predigten, religiös-propagandistische Fernsehserien, hinduistische Religionsvideos oder Dokumentationen zu neuen religiösen Sekten und Glaubensgemeinschaften.
Aus kritischer Distanz dagegen kommen die künstlerischen Arbeiten mit dabei einschlägige Verdächtige wie das deutsche Duo Korpys/Löffler, der amerikanische Jungstar Paul Chan oder das slowenische Künstlerkollektiv IRWIN, aber auch eine ganze Reihe von Namen, die man hierzulande wohl kaum gehört hat. Begleitend zum Projekt erscheinen eine wissenschaftliche Publikation zum Thema und eine Dokumentation der Ausstellung.

> 23.11.08-19.04.09, ZKM | Museum für Neue Kunst, Karlsruhe, Lorenzstraße, So 30.11., Öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema, ZKM_Medientheater, 16 Uhr