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Archiv: 07.2008
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Götzendämmerung

Theater in der Orgelfabrik

Sie haben ein Faible fürs Gruselige und Skurrile, für abgründigen Humor und sprachschöne Dialoge mit Tiefgang. Dieser Vorliebe des Autorenteams Gaby Michel und Franco Rosa verdanken Theaterfreunde allsommerlich außergewöhnlichen Theatergenuss. Nachdem die beiden „Köpfe“ des Theaters in der Orgelfabrik in den vergangenen Spielzeiten sehr erfolgreich Prosatexte von Thomas Mann und Franz Kafka dramatisierten, lassen sie nun wieder ihrer ureigenen Phantasie freien Lauf und inszenieren ein Stück, das Lustspiel und Krimi zugleich ist, zu dem Komik ebenso beiträgt wie Tragik.
Ein durchgeknallter Wissenschaftler, der frühere Wahrsager und Hypnotiseur Dr. Lucius Styx, und sein Gegenspieler Kommissar Rosario, der in verschiedenen Verkleidungen und seltsamen Orten nach seinem verschwundenen Kollegen fahndet, sind die Hauptfiguren dieses satirischen Vergnügens. „Wir alle haben ein Gehirn - dieser Abend erinnert uns daran!“ steht als Devise über der Produktion, die sich um Hirnforschung und die Macht der Erkenntnis spinnt, um den bitteren Preis, der für die Herrschaft des Wissens zu bezahlen ist, um Menschen, die die Fähigkeit verlieren, die Welt um sich herum zu benennen, und um Tiere, die die Menschen als soziale Wesen übertrumpfen.
„Wir freuen uns, dass wir diesmal wieder frei sind von einer Textvorlage, es macht wahnsinnig Spaß, jeder ist gefordert neue Ideen einzubringen“, berichtet Gaby Michel über die Probenarbeit mit den Schauspielerkolleginnen und -kollegen. Die Anregungen zum makabren Spiel um Gehirnwäsche und künstliche Gehirne speisen sich aus ausgiebiger Lektüre - „so ganz von der Literatur weg sind wir dann doch nicht“, sagt die Schaupielerin und Autorin über das neue Stück „Götzendämmerung“. Dem Verfassen voraus gingen einige Wochen, die Michel und Rosa in Indien verbrachten, „ohne Telefon und ohne Fernsehen, da lesen wir nur“.
So schwingt in mancher Szene das Phantastische, Bös-Satirische oder Düster-Visionäre aus Texten von Schriftstellern wie Gustav Meyrink, George Orwell und Ray Bradbury mit, der in „Fahrenheit 451“ eine mit Denkverbot belegte und durch permanente Unterhaltung ab- und ferngelenkte Gesellschaft beschreibt. Aber auch die faszinierenden wie erschauern lassenden Berichte des Mediziners Oliver Sacks über die neurologischen Voraussetzungen unserer Wahrnehmungen und Fähigkeiten inspirierten das Autorenteam.
Als Wiederaufnahme zeigt das Theater im Jahr des 125. Geburtstags von Franz Kafka seine vielgelobte Dramatisierung „Der Proceߓ, und in seiner Mittwochsreihe gibt es wieder Geschichten, Anekdoten und Musikbeispiele rund um die Oper und ihre Komponisten. afr

INFO
Theater in der Orgelfabrik, Amthausstraße 19, Karlsruhe-Durlach, „Götzendämmerung“, Premiere am 16.8., weitere Vorstellungen am 22., 23., 29. und 30.8. sowie im September, „Der Proceߓ steht ab 2.10. auf dem Spielplan. Kartenvorbestellung unter Telefon 0721-476 38 30 oder orgelfabrik@t-online.de

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