Jan Josef Liefers präsentiert mit seiner Band „Oblivion“ seine persönliche Rundreise durch die Musikszene der DDR, die bisher viel zu einseitig betrachtet wurde - außer in Karlsruhe, denn hier sorgt Istvan beim Radio Querfunk für eine detaillierte Sichtweise.
Mit zahlreichen Beispielen auch von damals verbotenen und unterdrückten Stücken, angereichert durch Erklärungen von Liefers, ist dies ein ganz spezieller Abend eines vor allem als Schauspieler erfolgreichen Künstlers. Sein Motto lautet schlicht wie der Titel seines Albums: „Der Soundtrack meiner Kindheit“.
Seine Rolle als Gerichtsmediziner Boerne im Tatort Münster - die als Krimi getarnte Männerkomödie - hat Liefers in den letzten Jahren Kultstatus gebracht. Er stand Klappe auf-Mitarbeiter Chris Marmann für ein kurzes Interview in einer Drehpause zur Verfügung.

Wie kommt es zu der Idee „Soundtrack meiner Kindheit“´

Liefers: Die Idee entstand für die Jahrhunderthalle Bochum. Während der Ruhrtriennale gibt es die Reihe „Century Of Song“. Da spielten vor uns schon Patti Smith, Suzanne Vega, Elvis Costello oder Laurie Anderson, um mal ein bisschen anzugeben. Es ging um Musik, die einen selbst geprägt hat, nicht unbedingt die großen Welthits, die sowieso jeder kennt. Also bin ich zurück gegangen in die Zeit, wo man sich noch nicht selber aussucht, was man hört, sondern das, was die Eltern hören oder was aus dem Radio kommt. Den Soundtrack meiner Kindheit eben! Ich war selber überrascht, wie viel davon heute noch hörenswert ist.

Spielt da neben Ihren persönlichen Wurzeln auch Ihre Frau Anna Loos als Leadsängerin bei Silly eine entscheidende Rolle´

Liefers: Meine Frau Anna spielt bei fast allem was ich tue eine entscheidende Rolle. Sie muss die Konsequenzen mit tragen und unterstützt mich mit ihrer Meinung und ihrer Sicht auf die Dinge. Durch sie habe ich alle Ostrocker kennen gelernt, die heute noch leben und immer noch erfolgreich auf Tour gehen. Die Begleiter meiner Kindheit, die – als ich selber Musiker werden wollte – so fern und unerreichbar waren.

Sehen Sie sich selbst als Musik machenden Schauspieler oder ist da in Richtung Musik in Zukunft noch mehr von Ihnen zu erwarten, nachdem sie ja bereits ein Album und eine EP veröffentlicht hatten´

Liefers: Hmm, als Musik machender Schauspieler, von dem auch in Zukunft immer wieder Musik kommen wird.

In letzter Zeit sind Sie durch die komödiantische Paraderolle als Gerichtsmediziner Boerne im Münsteraner Tatort immer bekannter und beliebter geworden. Wie kam es zu diesem Engagement und zu dieser aberwitzigen Konstellation mit „Alberich“ und Axel Prahl als Kommissar Thiel´

Liefers: Die Figuren haben die Autoren erfunden, Fleisch und Blut und gelegentlich die Dialoge kommen von Axel Prahl und mir. Jede neue Folge ist ein neuer, kleiner Kampf um unsere Qualitäten. Vieles entsteht aus der Improvisation und solange die Regisseure mit uns da fündig werden, macht es großen Spaß. „Alberich“ ist der Nibelungenzwerg, liebevoll gemeint natürlich, denn Boerne ist großer Wagnerianer!

„Wenn der Kuchen spricht, schweigt der Krümel“ – grandiose Aussage – wie schaffen Sie es, diesen oftmals arroganten, schnöseligen Kotzbrocken Börne so zu spielen´

Liefers: Danke für die Blumen! Auch dieser Satz stand übrigens nicht im Drehbuch. Ich mag diesen Kotzbrocken einfach. Er ist originell und hat ein schnelles Mundwerk, wie meine Oma sagen würde.

Was sind ihre nächsten Filmprojekte´

Liefers: Am 1.11. startet in den Kinos „Bis zum Ellenbogen“, eine rabenschwarze und sehr lustige Komödie. Sie können den Trailer anschauen unter www.ellenbogen-derfilm.de. Zur Zeit laufen die Dreharbeiten für den „Baader-Meinhof-Komplex“ auf Hochtouren, ein Kinofilm über die RAF und deren Zeit in Deutschland. Mitte Dezember geht es für zwei Monate auf eine Motorradtour durch Südamerika. Mit meinem besten Freund 10.000 km Off-Road bis nach Feuerland. Ein großes Abenteuer. Danach kommt unser zweites Baby zur Welt und es sind spannende neue Filmprojekte fürs nächste Jahr in der Planung. Bloß kein Urlaub in Sicht leider.

Die Songs der aktuellen CD mit Oblivion sind sehr einfühlsam und stark interpretiert – wie lange hat die Umsetzung dieses Konzepts gedauert und was dürfen die Zuschauer auf der Tour erwarten´

Liefers: Wir haben das Konzept Stück für Stück ausgearbeitet und auf knapp zwei Stunden erweitert. Euch erwartet eine kleine Zeitreise in meine Vergangenheit, starke Songs, dazu ein paar Geschichten, eine gut aufgelegte Band und am Ende ein kleiner Schnack sowie eine CD, die es nur für unser Publikum gibt. Eine Tour Edition, die man nirgendwo sonst kaufen kann.

> DO 8.11., 20:30 Uhr, Jubez, Am Kronenplatz 1, Karlsruhe

VERLOSUNG: Wir verlosen 3 mal 2 Karten, Postkarte an Klappe Auf, Stichwort „Alberich“, Kreuzstr. 3, 76133 Karlsruhe, Einsendeschluss ist der 5.11.