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Archiv: 08.2007
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Kunstbuch des Monats: Sozialgeschichte der Malerei

Bild - Kunstbuch des Monats: Sozialgeschichte der Malerei
Weil sich mit der "Erwachsenen-" bzw. von Laien vollzogenen Taufe ein vorreformatorischer, sozusagen basisdemokratischer Protest gegen eine sich zunehmend hierarchisierende "Priesterkirche" artikulieren ließ, tauchte zu Beginn des 16. Jahrhunderts ausgesprochen häufig das Motiv "Johannes der Täufer" auf.
Weil sie für den ansteigenden Teil der Bevölkerung, der in den Städten lebte, eine Art "urban ideology" (gewissermaßen ein verändertes Religionsverständnis: Gott offenbart sich in der Natur) zum Audruck brachte, nahm in 17. Jahrhundert die Bildproduktion auf dem Gebiet der Landschaftsmalerei zu.
Zwei Beispiele einer Kunstgeschichte, die detailreich und differenziert, aber auch solide fundiert und immer punktgenau das Wesentliche zusammenfassend, grundlegend neu justiert wurde. Mit ihrer Korrektur der bisherigen Kunstgeschichtskonstruktion bringen die Autoren (die vor wenigen Monaten verstorbene Professorin für Kunstgeschichte Jutta Held und Norbert Schneider, Professor an der Uni Karlsruhe) Malerei mit Sozialgeschichte in Verbindung. Und zwar so überzeugend, dass einleuchtet, wie Gemälde als Spiegel ihrer Zeit funktionieren: Künstler agieren nicht im luftleeren Raum, sondern reagieren seismografisch bzw. symptomatisch auf die geistigen Krisen ihrer Zeit.
Beim Lesen registriert man, wie sich beiläufig die Sichtweise in Hinsicht auf die Geschichte der Malerei verändert. Man bekommt neue Einsichten vermittelt, das herkömmliche Koordinatensystem wird fragwürdig.
Man begreift, mit welchen gestalterischen Mitteln politische Ansprüche und soziale Hoffnungen formuliert wurden. Welchen Beitrag die Malerei in den Konflikten um die kulturelle und gesellschaftliche Vorherrschaft geleistet hat: Anregend und spannend! - FL

(Jutta Held/ Norbert Schneider: Sozialgeschichte der Malerei vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert, DuMont-Verlag, Köln, 2006)

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