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Archiv: 07.2007
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Rolf Fluhrer und Manfred Goos

Die Das Fest machen

Bild - Rolf Fluhrer und Manfred Goos
Er fühlt sich auch mit 53 Jahren noch nicht als Berufsjugendlicher, „In jedem anderen Beruf muss man sich auch fortbilden, um in höherem Alter die Leistung zu bringen.“, der das sagt, heißt Rolf Fluhrer und organisiert in diesem Jahr offiziell zum 20. Mal „das Fest“ in der Karlsruher Günter Klotz Anlage. Er bleibt neugierig – genau wie sein vielleicht wichtigster Kollege Manfred Goos (48), der Herr des Backstagebereichs.
„Ein gefundenes Fressen“ war das Fest für Fluhrer, als er es von seinem Vorgänger Dieter Moser übernahm. Der hatte noch 1986 Pur für 1000 Mark engagieren können, und der Gesamtetat für alle Bands lag, erinnert sich Rolf Fluhrer, bei 10.000 Mark. „Da war ein Zeltdach und die Bühne waren Holzpaletten“, neben dran stand das Essenszelt. „Die ganze Infrastruktur des Festes lief in den späten 80er Jahren mit zwanzig, dreißig Zivildienstleistenden“.
Fluhrer erinnert sich an die Aufräumarbeiten nach den Konzertabenden: „Samstag und Sonntag morgen haben wir mit den Karlsruher Junkies das Gelände gesäubert und die Glasscherben eingesammelt. So haben sie ihr Geld verdient, um über den Tag zu kommen.“ Als Fluhrer die Organisation übernahm, lag das Booking noch in den Händen des Tollhauses, nach und nach schaffte sich Fluhrer diesen Aufgabenbereich drauf. Wichtig war der persönliche Kontakt zu den Agenturen. Devise: dranbleiben. „Viele der heute großen Agenturen waren damals genauso wie wir in der Startphase, und das Geld spielte nicht so eine große Rolle wie heute.“
Um die Beatsteaks für 2007 zu verpflichten, habe er „fünf Jahre lang gebaggert“. Gute Beziehungen sind unter anderem eine Erklärung dafür, dass das Fest heute mit dem schmalen Etat von 110.000 Euro für die Künstler auf der Hauptbühne auskommt.
Seit 1988 steigen die Zuschauerzahlen ständig, in diesem Jahr werden 250.000 bis 300.000 an den drei Tagen erwartet. 1997 stieg das Fest in die Europaliga auf, es war das Jahr, in dem die Simple Minds spielten. Und es wächst und wächst und wächst. Dennoch widerspricht Fluhrer all jenen Kritikern, die sagen, vom ursprünglichen Charakter als Schaufenster der Region sei nichts übrig geblieben. „80 bis 90 Prozent der Künstler, die hier auftreten, sind aus der Region“.
Persönlicher Geschmack spielt nur eine untergeordnete Rolle bei der Programmzusammenstellung. Fluhrer arbeitet mit Manfred Goos zusammen eine lange Liste von Wunschkünstlern ab: „Ich muss wissen, was andere gerne wollen“, bringt es Manfred Goos auf den Punkt. Die passenden Bands fallen nicht vom Himmel, oft stehen sie über Jahre unter Beobachtung der Fest Macher. Das war beispielsweise bei Seeed so. Und wenn die Veranstalter das Glück haben, eine Band gerade im Anflug auf die oberen Hitparadenplätze gebucht zu haben – wie bei „Wir sind Helden“ – umso besser. Aber: „Tokio Hotel – das machen wir nicht“, sagt Fluhrer. Das Fest ist mittlerweile zum Referenzfestival geworden „Das Prinzip ‚jede Band spielt nur einmal’ lässt sich schon seit einigen Jahren nicht mehr aufrecht erhalten“, hat Rolf Fluhrer schon vergangenes Jahr in einem Interview gesagt.
Die Fest Macher erinnern sich gern an Begegnungen mit Künstlern, die ihnen wichtig waren: „Alvin Lee, das war ein Gott für mich früher“, schwärmt Fluhrer. Ja, es sei durchaus ein erhebendes Gefühl gewesen, dem die Gitarre zu tragen. Und Manfred Goos findet es schön, wenn Künstler nicht ihrem Ruf entsprechen. „Als Joan Armatrading kam, hatte man uns gesagt, sie soll sehr schwierig sein. Aber dann war sie ganz normal und nett. Nach der Zugabe stieg sie in das bereitgestellte Auto, dann stieg sie noch mal aus und hat sich persönlich verabschiedet und bedankt – das bringt mir mehr als Zuschauerrekorde.“ Einmal hat ihm „Festwirt“ Horst Geppert ein Emaille-Schild mit der Aufschrift „Rolf-Fluhrer-Anlage“ überreicht, das hat ihn gerührt. Überhaupt: Menschen wie Geppert oder Rockshop-Mischpult-Veteran Gerd Gruss, die Pioniere also und die vielen vielen anderen, ohne die ginge eben nichts, betont Fluhrer.
Ständige Verbesserung der Qualität, darum ginge es, hinter der Bühne wie davor, sagt Manfred Goos. „Unser Backstagebereich ist ein charmanter Campingplatz mit einem netten Ambiente“ Goos macht die Ansprüche an ganz einfachen Dingen fest: „Vor 23 Jahren hatten wir einen einzigen Toilettenwagen. Heute kann man sich nach dem Gang aufs Toilettenhäuschen die Hände waschen – wo sonst gibt es das´“ So soll es auch in Zukunft aussehen.
Und dass das Fest eine Zukunft hat, daran zweifeln seine Macher nicht. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge, da ist Fluhrer ganz beruhigt, wird die Politik die Gründung der Fest GmbH ermöglichen. Das heißt, „dass wir ein Fest machen, das die bewährte Form hat“. -tz

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