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Das KONS

Musizieren bietet den Zugang zu emotionalen Räumen

Bild - Das KONS
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Mit dem neuen Schuljahr bezog das KONS, die städtische Musikschule Karlsruhes, ihr neues Domizil in der ehemaligen Dragonerkaserne in der Kaiserallee 12. Wo bis 2014 das Luftwaffenmusikkorps 2 der Bundeswehr untergebracht war, wird nun vereint in einem Gebäude der musikalische Nachwuchs herangebildet. Klappe Auf sprach mit Lahnor Adjei, der seit 2017 das KONS leitet.

Schon 1860 hatte die Allgemeine Musikbildungsanstalt in Karlsruhe 200 Schüler*innen und 12 Lehrkräfte, über welche Zahlen spricht das KONS heute?

Lahnor Adjei: Mit allen Vertretungskräften haben wir etwa 110 Lehrende und bei den Lernenden liegen wir jenseits der 4000er-Grenze, wenn wir die Kooperationen mit Schulen einrechnen.

Warum ist Ihres Erachtens musikalische Bildung wichtig?

Adjej: Die musikalische Bildung ist grundsätzlich ein zentraler Auftrag unserer Gesellschaft, denn beim Musizieren kommen wie kaum sonst so viele Sinne und soziale Kompetenzen zusammen, die für ein gelingendes Miteinander unerlässlich sind. Außerdem bietet das Musizieren den Zugang zu emotionalen Räumen, die sich im Alltag nicht erschließen lassen. Sich in einem bestimmten Themenfeld auszudrücken ist ein menschliches Grundbedürfnis, das in der Musik beispielhaft ermöglicht wird.

Welches Instrument fällt Ihnen ein, das man am KONS nicht lernen kann, und gibt es Instrumente, die Sie gerne in Ihren Musikinstrumentekanon aufnehmen würden?

Adjej: Was wir nicht mehr anbieten, ist zum Beispiel das Akkordeon. Dieser Bedarf wird über die Vereine abgedeckt, die zum Instrumentalunterricht auch noch adäquate Ensembles anbieten können. Auch den Orgelunterricht haben wir aufgegeben, da dieser über die Kirchen bestens läuft. Aber wir decken praktisch die gesamten Orchesterinstrumente, Pop, Rock und Jazz ab und haben uns auch durch Kooperationen um türkische Musik erweitert. Da wäre eventuell die Baglama noch ein Instrument, das in unser Angebot passen würde.

Mit dem Herbst haben Sie Ihre neue Bleibe bezogen. Was erhoffen Sie sich von der neuen Situation für Lernende und Lehrende?

Adjej: Da bereits seit vielen Jahren für das KONS neue Räume gesucht wurden, sind die alten Gebäude mit einem großen Sanierungsrückstand schwer in die Jahre gekommen. Dadurch dass wir jetzt in einem Gebäude vereint sind, das logistisch und akustisch über optimale Voraussetzungen verfügt, erhoffe ich mir eine neue Schulatmosphäre, eine festere Gemeinschaft und Synergieffekte zwischen den verschiedenen Bereichen.

Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem Zusammenspiel auf dem sogenannten Bildungscampus mit Volkshochschule und internationalem Begegnungszentrum?

Adjej: Es ist nicht nur die örtliche Nachbarschaft, wir haben auch viele gemeinsame Querschnitte. So unterrichtet die Volkshochschule auch im musischen Bereich und am Internationalen Begegnungszentrum wird die traditionelle Musik der verschiedenen Gruppierungen gepflegt. Ich denke, dass wir durch Zusammenarbeit und Austausch eine Plattform bieten können, die der Weiterentwicklung der Stadtgesellschaft und der Wissensvermittlung von Tanz, Kunst und anderen Dingen dient.

Welche Bildungsschichten werden vom KONS erreicht?

Adjej: Es gibt immer noch eine gesellschaftliche Schicht, die großen Wert auf die musikalische Bildung ihres Nachwuchses legt. Wir wollen aber auch kulturfernere Gruppen ansprechen, was wir speziell über Schulkooperationen erreichen. Als Sozialregion haben wir ja den Karlsruher Pass, der den Unterricht bei uns sehr erschwinglich werden lässt. Unser Ziel ist es, in der Zukunft allen Kindern ein Angebot machen zu können.

Welchen Schwierigkeiten ergeben sich für das KONS durch die große zeitliche Eingespanntheit von Schülerinnen und Schülern?

Adjej: Einer der größten Kahlschläge war in dieser Hinsicht die Einführung des achtjährigen Gymnasiums. Die Lage ist immer noch sehr angespannt, aber dazu kommt ein gesellschaftlicher Trend zur Unverbindlichkeit. Der Eventcharakter steht immer mehr im Vordergrund. Projekte nehmen zu, auf einen langen Zeitraum ausgerichtete regelmäßige Angebote geraten dagegen ins Hintertreffen.

Von 2002 bis 2004 waren Sie Generalmusikdirektor am National Theatre of Ghana und Chefdirigent des National Symphony Orchestra Ghana und haben sich intensiv mit afrikanischer Musik beschäftigt. Inwieweit spielt der globale musikalische Horizont eine Rolle in Ihrer Arbeit am KONS?

Adjej: Nun, das befähigt mich, immer wieder über den Tellerrand hinauszuschauen und viele Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten zu können. In Afrika erfährt die gelebte Musik einen Zugang vielfach über Emotionen. Davon könnten sich die Klassiker hierzulande gerne eine Scheibe abschneiden.