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Archiv: 03.2017
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Stummfilmfestival im Zeichen von Friedrich Wilhelm Murnau

Bild - Stummfilmfestival im Zeichen von Friedrich Wilhelm Murnau
Friedrich Wilhelm Murnau gilt neben Fritz Lang als der bedeutendste deutsche Filmschöpfer der Stummfilmzeit. In der kurzen Schaffenszeit, die ihm vergönnt war, hat er mehrere Klassiker geschaffen, die zum Kanon der Filmgeschichte gehören. Einige dieser Murnau-Filme bilden den Programmschwerpunkt beim 19. Stummfilmfestival vom 8.bis 12. März 2017. Zu sehen sind aber auch weitere Filme der Zwanziger Jahre, an denen Verbindungslinien zu Murnaus Werk sichtbar werden. Wie gewohnt werden alle Filme live musikalisch begleitet mit ganz individueller Note. Geändert haben sich die Schaupätze: Das Studentenhaus, die Wiege der Stummfilmtage, wird links liegen gelassen, am Samstag und Sonntag (11. + 12 .) finden die Vorstellungen im ZKM statt, am Freitag (10.) im Studio 3 der Kinemathek, am Donnerstag (9.) im U-Max im Prinz-Max-Palais, der ehemaligen Spielstätte der Kinemathek. Zum Auftakt im Stephans-Saal begleitet die Capella Obscura unter Leitung von Cornelia Brugger „Sunrise“( 8., 19.30 Uhr), Murnaus erste Hollywoodproduktion, ist eine einfache Geschichte von Glaube, Liebe und Hoffnung, von Schuld und Sühne. Der junge Farmer lässt sich von einer liebestollen Großstädterin, einem wahren Vamp, überreden seine Frau bei einer Bootsfahrt zu ertränken. Doch dann schreckt er vor der Tat zurück, folgt seiner zutiefst verschreckten Frau, die vor ihm flieht, in die Stadt, wobei die beiden Eheleute wieder zueinander finden und bei einem erlebnisreichen Streifzug die dunkeln Schatten, die über ihrer Ehe liegen, vertreiben.
Weit weniger bekannt, aber kaum weniger sehenswert sind Murnaus Frühwerke „Der Gang in die Nacht“ (9., 21 Uhr) und „Der Brennende Acker“ (10., 19 Uhr), beide werden musikalisch begleitet von Eunice Martins, der Hauspianistin des Kino Arsenals in Berlin. „Die Finanzen des Großherzogs“ (siehe Foto) (11., 22 Uhr), Murnaus einziger Versuch im Komödienfach, wird zusammen mit dem Fragment eines verschollenen Murnau-Films gezeigt, die Musik zu beidem macht das Karlsruher Improvisationsensemble, bestehend aus Matthias Vogt (Klavier), Hartmut Nieder (Querflöte) und Bhadra H.Nofer (Percussion).
Nicht fehlen darf Murnaus Vampirfilm „Nosferatu“ (11.,19 Uhr), Frieder Egri (Klavier) und sein Ensemble sorgen für die musikalische Grundierung des Schreckens.
Die Stummfilmtage enden mit einem Klassiker nach der Vorlage eines Klassikers. „Faust“ (12., 20 Uhr) ist Murnaus bilderstarke, effektvolle Interpretation der alten Geschichte um den wahrheitssuchenden Wissenschaftler, der sich auf einen Pakt mit dem Teufel einlässt. Die Hauptrolle spielt Emil Jannings, die Zwischentitel reimte kein geringerer als Gerhard Hauptmann. Als Vergleich und zum Konstrast ist eine neckische Variation desselben Themas von Filmpionier Georges Melies zu sehen. Die Musik zu dieser Rarität macht das Ensemble Barbenfouillis, dem auch der japanische Pianist Reiko Emura angehört. Emura sorgt dann zusammen mit seinem Landsmann Yuki Mikai (Voioline) für den „Faust“-Soundtrack.
Wie die vorherigen Stummfilmtage haben auch diese einen japanischen Akzent. Wieder ist der Filmerzähler Ishiro Kataoaka mit von der Partie, der bei einem Frühwerk von Kenji Mizoguchi den stummen Akteuren seine Stimme leiht und dem verehrten Publikum die Handlung erklärt. Ein Altmeister der Stummfilmbegleitung ist der Pianist, Violinist und Komponist Günter Buchwald. Er setzt die musikalischen Akzente bei der Buchvorstellung des Filmwissenschaftlers Jörg Schweinitz „Film, Bild, Kunst“ (9., 19 Uhr), die mit Kurzfilmen aus den Kindertagen des Films illustriert wird und beim immergrünen Klassiker „Der Golem, wie er in die Welt kam“ (10., 21.30 Uhr).
Das Kinderprogramm mit acht Kurzfilmen aus der Kinderzeit des Kinos steht unter dem Motto „Märchen und Zaubereien“ (12., 15 Uhr), die Kinderensembles des Badischen Konservatoriums sowie Frieder Egri schlagen dazu zauberhafte Töne an. Und das ist noch nicht alles, was beim Stummfillmfestival geboren wird. Näheres verrät ein Programmblatt und die Webseite www.stummfilmfestival-karlsruhe.de

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