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Archiv: 06.2016
Theater, Comedy, Show Theater und Show

 

Ettlinger Schlossfestpiele

Bild - Ettlinger Schlossfestpiele
Kleist-Komödie und Webber-Musiclal

Fast ein bisschen auf Sicherheit gestrickt wirkt in diesem Jahr der Spielplan der Ettlinger Schlossfestpiele, bei denen neben dem Komödienklassiker „Der zerbrochene Krug“ das Musical „Sunset Boulevard“ Premiere feiert. „Sicher ist nichts“, lacht Intendant Udo Schürmer, „aber wir bringen in meiner zehnjährigen Dienstzeit zum ersten Mal ein Musical von Andrew Lloyd Webber in den Schlosshof.“

Nachdem Schürmers Entdeckungen in den Vorjahren für in Deutschland meist noch nicht so bekannte Musicals häufig als Türöffner fungierten, zählt das packende Melodrama über eine ehemalige Stummfilmdiva, die mit Hilfe eines jugendlichen Autoren wild entschlossen an ihrem Comeback bastelt, auch hierzulande zu den etablierten Musicals. Lloyd Webber schuf es nach der Vorlage von Billy Wilders gleichnamigem Filmklassiker über vergänglichen Ruhm und ungestillte Sehnsüchte und schrieb eine spektakuläre Partitur aus dem Swing der 1940er, großen Musicalballaden und Filmmusik aus der Glanzzeit Hollywoods. „Es hat mich sehr überrascht, welche Sensibilität und Psychologie bei Sunset Boulevard in den Personen liegt, wo Musicals doch in der Regel eher nach vorne gerichtet sind“, sagt Schürmer, der sich freut mit der in Holland lebenden Belgierin Betty Vermeulen eine Idealbesetzung für die Hauptrolle gefunden zu haben, die auf den Muscalbühnen zu Hause ist und als Sängerin vor Jahren den European Song Contest gewann.
Während Schürmer das Musical wieder selbst inszeniert, nimmt sich Heinrich von Kleists Lustspiel als Regisseurin Angelika Zacek an, die sich an selber Stelle mit Lessings „Nathan der Weise“ profilierte. Für Schürmer ist die Vertuschungsgeschichte der nächtlichen Verfehlungen des Dorfrichters Adam ein zeitloser Stoff, dessen Motive man fortwährend begegnet, wenn man nur die Tageszeitung aufschlägt: „Neben der erotischen Komponente, dass sich ein hässlicher alter Richter in ein junges Mädchen verliebt, geht es ja um Korrumpierbarkeit und die Frage, wie wir mit solchen Dingen überhaupt umgehen.“

Richtig spannend wird es auch im Kinder- und Jugendprogramm der Schlossfestspiele, wo neben dem Familienstück „Der kleine Ritter Trenk“ der erfolgreichen Kinderbuchautorin Kirsten Boie zwei Jugendstücke auf dem Spielplan stehen, mit denen das Schlossfestspiele-Ensemble auch in Schulen gastiert. Während die Uraufführung von Carsten Brandaus „Kreuzweise“ eine einfühlsame und witzig erzählte Vater-Sohn-Geschichte verspricht, handelt „Zigeuner-Boxer“ von der Geschichte des sinto-deutschen Boxers Johann Wilhelm „Rukeli“ Trollmann, dem vom Publikum bewundert aufgrund seiner Wurzeln als „tanzender undeutsch boxender Zigeuner“ im Nationalsozialismus Erfolg und sozialer Aufstieg verwehrt wurden. „Mit diesen Produktionen, die die Lücke im Theaterangebot für junge Menschen ab acht Jahren füllen, können wir nur Defizit machen. Aber das ist eine Bildungsaufgabe, der wir uns gerne stellen“, sagt Schürmer, der die Inszenierung des „Zigeunerboxers“ selbst übernimmt.

> Schloss Ettlingen, „Sunset Boulevard“ ab 23. Juni, „Der zerbrochene Krug“ ab 30. Juni, „Der kleine Ritter Trenk“ ab 11. Juni, „Kreuzweise“ ab 19. Juni, „Zigeunerboxer“ ab 3. Juli 2016
Foto: Sunset Boulevard

Schloss Ettlingen

76275 Ettlingen

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