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Kammertheater-Intendant Ingmar Otto

Bild - Kammertheater-Intendant Ingmar Otto
Bild - Kammertheater-Intendant Ingmar Otto
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Prominenz, Vorratshaltung und Ziemlich beste Freunde

Während Ingmar Otto derzeit als vielseitig gefragter Musical-Regisseur schon mal für die kommende Saison „eintuppert“, unterhielt sich Klappe Auf mit dem Kammertheater-Intendanten zum Jahresbeginn über die laufende Saison und neue Stücke.

Zu Beginn der Spielzeit haben Sie das Monty-Python-Musical am Badischen Staatstheater inszeniert, gerade den Kleinen Horrorladen in Paderborn, ist Ihnen das Inszenieren am eigenen Haus langweilig geworden?

Ingmar Otto: Das mit dem Staatstheater war ehrlich gesagt ein purer Zufall, der Spielplan des Kammertheaters war fertig, da kam der Anruf und ich habe die Arbeit dann kurzfristig eingeschoben. Die Koproduktion mit den Westfälischen Kammerspielen allerdings war von langer Hand geplant. Bei unserer Publikumsumfrage nach dem gewünschten Musical landete der Kleine Horrorladen auf Platz zwei. Da dieser schon von der menschenfressenden Pflanze her ausstattungstechnisch sehr aufwändig ist, entstand die Idee, das Musical als Koproduktion nun erstmal in Paderborn herauszubringen. So habe ich praktisch für die Eröffnung der kommenden Spielzeit schon mal vorgearbeitet und etwas eingetuppert. Bei uns wird dann neu besetzt, was die Möglichkeit bietet, gegebenenfalls auch etwas nachzubessern.

Tops und Flops des vergangenen Jahres, bei welchen Produktionen des Kammertheaters wurden Sie positiv überrascht, bei welchen wurden Ihre Erwartungen nicht so erfüllt?

Ingmar Otto: Das Bühnenhörspiel King Kong hat gezeigt, wie unberechenbar das Karlsruher Publikum sein kann. Eine gute Aufführung, prominent besetzt, ein bekannter Stoff und ein Format, mit dem wir vor wenigen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht haben, doch trotz der negativen Überraschung würde ich als Intendant diese Entscheidung genauso nochmals treffen. Dass die Blues Brothers gut laufen würden, habe ich geahnt und das hat sich bestätigt. Als Glücksfall hingegen scheint mir, dass die Fortsetzung des Vierfrauen-Musicals Heiße Zeiten eine clevere Geschichte hat und Höchste Zeit sogar besser läuft als der erste Teil. Zweitauflagen sind ja für Programmentscheider immer problematisch, drohen sie doch zum Abklatsch zu werden.

In der Vergangenheit haben Sie sich am Kammertheater auch stets ein gewisses Experiment geleistet, um die Grenzen des Hauses abzustecken und zu erweitern. In welche Richtungen sehen Sie da Möglichkeiten und welche Pläne gibt es für die nächste Zukunft?

Ingmar Otto: Darüber entscheiden nicht so sehr die großen programmatischen Gedanken, als vielmehr die Stoffe und der Blick des Regisseur darauf. Meist finde ich irgendeine Geschichte, bei der ich denke, ein spezieller oder außergewöhnlicher Zugriff könnte für die Sichtweise des Publikums einen interessanten Ansatz bieten und uns neue Erfahrungen bringen. So ist etwa der Einsatz der LED-Wand als tragendem Element bei den Blues Brothers vielleicht nicht so spektakulär wie eine Operette mit Puppen, aber dennoch ein neues Medium gewesen, das sich in diesem Falle sehr bewährte.

„Die Wahrheit“ ist die Januar-Premiere am Kammertheater. Wieso haben Sie gerade dieses Stück auf den Spielplan gesetzt? Was unterscheidet es von einer gängigen Boulevard-Komödie?

Ingmar Otto: Das sind vor allem die geschliffene Sprache und der raffinierte Sprachwitz, die die Komödie des französischen Autors Florian Zeller mitbringt. Der hat ja zuletzt auf deutschen Bühnen mit der Tragikomödie „Vater“ und dem Thema Demenz viel Erfolg gehabt. In „Die Wahrheit“ bearbeitet er zwar das im Boulevard klassische Überkreuzbeziehungsgeflecht von vier Personen, doch tut er das fernab eines derb-deutschen Humors.

Hugo Egon Balder, Richy Müller oder nun in „Die Wahrheit“ Karsten Speck und Natalia Avelon - inwieweit bedeutet das Arbeiten mit film- und fernsehprominenten Darstellern Divenalarm am Haus, oder sind das alles ganz normale, liebe Kollegen?

Ingmar Otto: Das hat nicht unbedingt etwas mit Prominenz zu tun, der Divenalarm kann bei allen durchschlagen. Ich glaube aber, dass auch die prominenteren Kollegen gerne an unser Haus kommen, weil sie hier gute Arbeitsbedingungen vorfinden. Sie sind gut untergebracht, haben seriöse Probenzeiten und man erwartet darstellerisch etwas von ihnen, denn es geht hier nicht um das Gesichtvorzeigen. Von Hugo Egon Balder und Jutta Speidel etwa weiß ich, dass sie auch gerne wiederkommen, weil sie das Karlsruher Publikum als besonders herzlich empfunden haben.

Im Februar folgt mit Ziemlich beste Freunde ein Stoff, der anders etwa als „Rain Man“ gerade erst im Kino war. Ist das nicht gefährlich in so kleinem zeitlichen Abstand mit der frischen Erinnerung an die erfolgreiche Filminszenierung auf die Bühne zu gehen?

Ingmar Otto: Das ist nicht ohne, da gebe ich Ihnen recht. Aber dabei geht es ja um das Thema der Behinderung, um Ausgrenzung und Berührungsängste und nicht so sehr um visuelle Effekte in Cinemascope. Der Film strotzt vor Realität. Ich glaube, dass wir mit Timothy Peach und Felix Frenken zwei Darsteller gefunden haben, die diese sehr bühnentaugliche Geschichte komisch, ohne zu verletzen rüberbringen, so dass man die beiden ins Herz schließt. Dabei sehe ich gerade die Nähe und das Live-Moment, die die Bühne gegenüber der Leinwand bieten, als großen Vorteil.

Kammertheater

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