Mit dem wie immer selbst auf die Beine gestellten, politischen Weihnachtskabarett beendet das Karlsruher Sandkorn-Theater erfolgreich ein Spieljahr, das als Karlsruher Stadtgeburtstagsjahr im Vorfeld mit vielfacher Skepsis erwartet worden war. „Es war günstig, dass die Feierlichkeiten weitgehend auf den Festivalsommer begrenzt waren“, sagt Intendantin Steffi Lackner, die selbst zwei Produktionen ihres Hauses zum Jubelprogramm beisteuerte. Besonders stolz ist sie derzeit vor allem aber auf die aufwändige Dramatisierung des visionären Überwachungsstaats-Klassikers 1984 von George Orwell: „Auch wenn die Dramatisierung von Romanstoffen im Allgemeinen eher kritisch betrachtet wird, stürzen wir uns seit Jahren mit viel Freude und Leidenschaft in solche Projekte. Ich bin meinem Ensemble sehr dankbar, dass es sich dabei mit vollem Engagement auch auf sehr schwierige Stoffe einlässt.“ Diese Bereitschaft ist auch nonnöten, wenn Mimi Schwaiberger im März am Sandkorn eine eigene Theaterfassung der ergreifenden und brisanten Geschichte der Läuferin Samia Yusuf Omar herausbringt, die sie nach der hochgelobten Graphic Novel von Reinhard Kleist erarbeitet hat. Die Sportlerin, die 2008 Somalia bei den Olympischen Spielen in Peking vertrat, wurde in ihrer Heimat von islamistischen Extremisten bedroht, die ablehnen, dass Frauen Sport treiben. Beim Versuch der Flucht nach Europa kam die junge Frau ums Leben. Ursprünglich ebenfalls ein Prosastoff ist die Geschichte „Der kleine Prinz“, den der Sandkorn-Jugendclub im Februar in einer Bühnenfassung zeigt. Quasi als inhaltlicher Vorläufer des großen Sandkorn-Erfolgs mit Lutz Hübners „Frau Müller muss weg“ stößt ab April Yasmina Rezas schwarze Gesellschaftskomödie „Der Gott des Gemetzels“ zum Repertoire, das mit dem neuen Programm des Comedy-Kabaretts rastetter & wacker vergnüglichen Zuwachs erhält. Im Sommer steht dann mit einer runderneuerten Fassung der musikalischen Komödie „Pension Schöller“ der 60. Geburtstag des Sandkorn-Theaters ins Haus.