Stellvertretung, Verweis, Erinnerung, Transformation, Hülle und Leerraum, Oberfläche und Verschwinden, Abnutzung und Vergessen - in den Skulpturen der 38-jährigen Dänin Marie Lund gewinnt die traditionelle Bildhauer-Technik des Abgießens überraschende Dimensionen. Im Verschleifen der Konturen wird der Abguss zur Schimäre, im Betonieren des Hohlraums eines lummeligen Rucksacks manifestiert sich auf ewig ein Hohlraum, dessen formgebende Hülle längst verschwunden ist. Weiche Alltagsgegenstände fungieren als Model steinharter Hinterlassenschaft, farbige Nylonfetzen und zurückbleibende Wollfussel verweisen auf textile Hintergründe, die Spuren langwieriger Sonneneinstrahlungen erscheinen als Muster skulpturenhafter Wandbilder, alles gerinnt zur verblichenen Erinnerung an vergangene Zustände. Für die international gefragte Künstlerin ist das Karlsruher Gastspiel die erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland.

> bis 6. April 2015, Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Waldstraße 3, Di-Fr 11-19 Uhr, Sa/So/Feiertage 11 - 17 Uhr