Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 03.2011
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Ferenbalm-Gurbrü

Station

Bild - Ferenbalm-Gurbrü
Sie sind zweifellos die Aufsteiger unter den Karlsruher Galeristen. Mit einer fast versteckten, nur über einen Aufzug zu erreichenden Galerie im Passagehof, der sie einen schier unaussprechbaren, von einer Schweizer Bahnstation abgeschauten Namen verpassten, vereinen die eineiigen Zwillinge Lukas und Sebastian Baden so viele eigenartige Besonderheiten, dass ihr Erfolg und die überregionale Beachtung, die sie genießen, schon fast nicht mehr überrascht. Auf der art Karlsruhe zählen die Anfang-30er zu den jüngsten Galeristen, die mit ihrem frischen Ansatz bereits in den vergangenen beiden Jahren viel Aufmerksamkeit fanden.

In ihrem Programm finden sich neben dem Karlsruher „Altmeister“ Uwe Lindau viele junge Künstler, darunter Kollegen, die mit den Badens an der Karlsruher Kunstakademie studierten, und die für die beiden den Ausschlag gaben, überhaupt in den Kunsthandel einzusteigen. „Wir waren schon damals sehr strategische Denker“, sagt Sebastian Baden, „das merkte man auch unseren künstlerischen Arbeiten an der Akademie an.“ So bedurfte es häufig eines großen organisatorischen Aufwands, eine Idee in die Realität umzusetzen. In diesem Kontext verstehen sie auch ihre Arbeit als Galeristen: „Wir merkten, wir können das gut, denn wir haben diplomatisches Geschick, bringen den nötigen Einsatz und sind sehr kommunikativ.“

Es ist den Brüdern wichtig, keine „High End Deko“ zu vermitteln und Arbeiten zu verkaufen, in denen es nicht vor allem um eine Art von Schönheit geht. Doch der Handel von Kunst bildet für die beiden keinen Widerspruch in sich. „Es geht in erster Linie um eine Idee, die sich in einem guten Kunstwerk manifestiert“, sagt Sebastian Baden. An dieser Idee zu partizipieren, den Künstler zu fördern und die Kunstproduktion zu ermöglichen sei das Ziel der Sammler, die die Badens vor allem als interessante Gesprächspartner kennen lernen, die sich mit der Spannung und Komplexität ihrer Umwelt auseinandersetzen. Dass Sammler beileibe nicht nur wohl begüterte und arrivierte Menschen sein müssen, zeigt den beiden eine Reihe von jungen, teils noch studierenden Kunden, die regelmäßig kleinere Werke in Ratenzahlung erstehen.

„Eine Kunstmesse wie die art ist auch ein gesellschaftliches Ereignis“, sagt Lukas Baden, „und wir fühlen uns in dieser Gesellschaft wohl.“ Auf einer größeren Messe, räumt Baden ein, würde ihr Auftritt vermutlich nicht so viel Beachtung finden, und so genießen es die Brüder, in den Rheinstettener Messehallen viele Sammler zu treffen, die nicht den Weg in ihre Ferenbalm-Gurbrü Station im Karlsruher Passagehof finden. Auch die Absicht, zu kaufen, sei auf der art generell höher als in den Galerieräumen.

Dass die beiden nicht immer alles richtig machen, dass das erfolgreiche Netzwerken auch seine Grenzen haben und der Erfolg Neider auf den Plan rufen kann, zeigen jüngste Vorgänge im Ettlinger Kunstverein, wo Sebastian Baden für einige Monate im Vorstand tätig war. Als er sich mit einer auswärtigen Kunstsammlerin, die er vom Bahnhof auf die Wilhelmshöhe bringen wollte, länger als gedacht in der eigenen Galerie aufhielt, kochte die Aufregung hoch. Auch wenn der Künstler Werner Pokorny einräumt, dass seinem Verein kein materieller Schaden entstanden sei, so habe Baden doch privatwirtschaftliches und Vereinsinteresse in unzulässiger Weise vermischt. Die Angelegenheit führte zum Rücktritt Sebastian Badens. Dass ein angeblicher Galeriengänger einen diesbezüglichen Artikel einer Stuttgarter Zeitung in der Kunstwelt, unter Sammlern und Kollegen anonym verbreitete, um vor Baden zu warnen, verleiht der Affäre eine besonders unschöne Note. jf

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