Geboren in Bukarest, Studium in München, Stipendiatin in Florenz, künstlerische Arbeit in Rumänien, Italien, Irland - der Werdegang von Andrea Faciu, Jahrgang 1977, ist typisch für eine Künstlerin der von Globalisierung bewegten Gegenwart. In ihrer Videoarbeit Touching the City nähert sie sich mit dem Tastsinn ihrer Hand und mit der Kamera den Details von Straßen, Mauern, Treppenaufgängen und damit unterschiedlichen Stadtbildern. Dieses zeitgenössische Kunstwerk zur Erfahrung des Reisens ist in der Ausstellung Viaggio in Italia zu sehen.
Die eigentliche Schau widmet sich der Künstlerreise nach Italien zwischen 1770 und 1880, als Rom, wie später Paris und dann New York, das eine und maßgebliche Zentrum der Kunstwelt war. Die Künstler jener Zeit studierten im Sehnsuchtsland Italien nicht nur die Hauptwerke der Antike, begeisterten sich nicht nur für die lichtdurchflutete Landschaft, sondern fanden dort auch Austausch mit internationalen Kollegen.
Mit dem Blick auf die Kunst der einstigen Italienreisenden profiliert sich die Kunsthalle als ein zutiefst europäisch verankertes Museum, so deren Leiterin Pia Müller-Tamm. Bereits das Gebäude ist eine Begegnung mit italienischer Inspiration. Seine Architekten Heinrich Hübsch und Josef Durm hatten beide Italien bereist und gestalteten das Haus mit italienischen Architekturzitaten. Unser erstens Exponat ist deshalb die Kunsthalle selbst, sagt Müller-Tamm.
Die knapp 200 Werke von mehr als 50 Künstlern, Skizzen und Zeichnungen ebenso wie Aquarelle, Ölstudien, Druckgraphik, großformatige Kartons und Gemälde, stammen allesamt aus dem Fundus des Hauses. In der Sammlung befänden sich beglückend viele Meisterwerke und die Präsentation umfasse bei weitem nicht alle, die man hätte zeigen können, schwärmt Kuratorin Astrid Reuter.
Zu sehen sind Alltagsszenen und dörfliche Prozessionen, Menschen in charakteristischer Kleidung und Haartracht, Geschichtenerzähler vor neapolitanischer Hafenkulisse und Bilder, in denen die Bewunderung des 18. Jahrhunderts für die Größe der vergangenen römischen Kultur und ihr technisches Können deutlich wird. Großformatige Kartons, von den durch die Frührenaissance beeinflussten Nazarenern als Entwürfe für Fresken geschaffen, werden präsentiert, ebenso Friedrich Weinbrenners Skizzen antiker Tempel.
Im Mittelpunkt jedoch steht die Landschaft: aus den schönsten Elementen verschiedener Gegenden zur Ideal-Ansicht zusammengefügt von Jakob Philipp Hackert, als erhaben-heroische Komposition mit Regenbogen von Joseph Anton Koch, in Form von Grotten und Wasserfällen etwa von Friedrich Wilhelm Gmelin, die das Geheimnis- und Kraftvolle der Natur betonen sowie in Ölstudien Johann Wilhelm Schirmers, in der der spätere Direktor der Karlsruher Akademie Wiesen und Hügel in atmosphärischem Licht modelliert. afr
> bis 28.11., Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Hans-Thoma-Str. 2-6, der 327 Seiten umfassende, hervorragende Katalog kostet 30 Euro.