Sie bezeichnen sich als klassische Band, und tatsächlich ist bei dem Karlsruher Quintett alles ein bisschen anders, als man das bei Musikhochschulabsolventen erwartet. Spark, zu deutsch Funken schlagen wollen sie und klassische Musik spielen, die auch ein junges Publikum zu begeistert. Bach und Vivaldi stehen auf ihrer Repertoireliste, doch die meisten Stücke haben sie sich von zeitgenössischen Komponisten auf den Leib schneidern lassen und auch eigene Musik findet verstärkt Eingang in das Spark-Repertoire. Die Hauptsache ist die hohe Energie, die wir gemeinsam auf der Bühne freisetzen, sagt Daniel Koschitzki, neben Andrea Ritter einer der Gründer von Spark. Diese Energie und die spürbare Lust am gemeinsamen Musizieren übertragen sich, egal ob sich ein minimalorientiertes Stück in repetitiven Mustern allmählich nach oben schraubt, ein filmmusikalisch opulentes Werk sich in weiten Klanglandschaften verliert, ein anderes in weltmusikalischem Facettenreichtum schillert, ein Tango ekstatisch schmachtet oder eben gerade ein Barock-Klassiker auf dem Programm steht.
Koschitzki und Ritter spielen Blockflöten. Mit ihrem vielfach unterschätzten Instrument, das sie in einer schier unglaublichen Fülle von Tonlagen vom tiefsten Bass bis in die schrillsten Höhen spielen, markieren sie die spezielle Klangfarbe des Quintetts, in dem Stefan Gaus Geige, Victor Plumettaz Cello und Jutta Rieping Klavier spielen. Rocken mit Blockflöten titelte denn auch der NDR gerade ein einstündiges Hörfunk-Porträt der Karlsruher Truppe: Es ist sicher so, dass in der klassischen Szene wichtige Impulse und frische Ideen häufig von Musikern kommen, die mit ihrem Instrument nicht die Ausweichmöglichkeit in das Orchester haben, sagt Koschitzki. Musikbeamtentum ist bei den fünf Individualisten, die aus vier Ländern stammen und die unterschiedlichsten musikalischen Vorlieben und Hintergründe einbringen, überhaupt nicht gefragt - stattdessen Herzblut und voller Einsatz, die Band nach vorne zu treiben und der Welt zu zeigen, das Klassik cool und sexy sein kann. In einem Konzert zwei Sunden lang abwechselnd auf Notenständer oder Schuhe zu gucken, ist langweilig und macht keinen Spaß, sagt Andrea Ritter.
So bespielen sie nicht nur die renommierten Klassikpodien wie das Konzerthaus Wien oder die Maulbronner Klosterkonzerte, sondern auch die Clubs und alternative Plätze, wie vor wenigen Monaten den Berliner Technotempel Berghain. Aber auch über das Internet, MySpace, Twitter, Blog und Facebook sowie direkt in Schulen suchen sie den gezielten Kontakt zu einem jüngeren Publikum. Ihr jüngstes Projekt in einer Frankfurter Realschule zählen Ritter und Koschitzki zu den tollsten Erlebnissen der letzten Zeit: Das war sehr intensiv. Wir hatten anfangs größte Bedenken, aber die Schüler waren Feuer und Flamme, unglaublich aufmerksam und so neugierig. Zu ihren absoluten Highlights gehört auch die Taiwan-Tour im vergangenen Mai. Dort waren Unverständnis und Bedauern besonders groß, dass die Langnasen keine Tonträger dabei hatten. In diesem Sommer ist man nun endlich in Leipzig im Studio, um Abhilfe zu schaffen, doch Daniel Koschitzki bedauert nicht, mehrere Jahre auf das erste Album hingearbeitet zu haben: Gerade, wenn man eine ganz neue Geschichte erzählen will, dann will gut Ding ein bisschen Weile haben. jf
> Do 1.7., Spark Downtown Illusion, Jubez am Kronenplatz, 20.30 Uhr, www.spark-off.com