Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 04.2009
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

Malerfürst Markus Lüpertz, der sich mit ein paar mehr oder minder beliebten Skulpturen im Karlsruher Stadtbild verewigt hat, ist auch ein Mann des Wortes. In dem jüngst erschienenen Buch „Narziß und Echo“ sind Texte, Reden und Gedichte aus über vierzig Jahren versammelt. Einiges davon wird er in seiner unnachahmlichen selbst bewussten und sehr bestimmten Art am 6. im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais vortragen.
Sein Erstling „Crazy“ erwies sich Benjamin Lebert als Segen und Fluch zugleich. An der Elle dieses Erfolgs wurden seine folgenden Bücher gemessen. Sein neuer Roman “Flug der Pelikane“ beginnt mit einer Fluchtbewegung. Den Altenpfleger Anton hält, nachdem ihn seine Freundin Eleanor verlassen hat, nichts mehr in Hamburg. Er geht nach New York und arbeitet in der Luncheonette seines Onkels Jimmy in Manhattan. Trotz aller Hektik in dem florierenden Imbissladen findet Anton noch Zeit seiner Obsession für die Gefängnisinsel Alcatraz nachzugehen. Am 7. kommt Benjamin Lebert ins Literaturhaus.
Matthias Frings wurde einer breiteren Öffentlichkeit als Moderator der Pro Sieben-Sendung „Wahre Liebe“ bekannt, die eine neue Freizügigkeit der Präsentation von Sexualität und Nacktheit im deutschen Fernsehen einläutete. Bereits 1981 war sein Buch „Männer-Liebe“ erschienen, ein Markstein des sich damals entwickelnden schwulen Selbstbewusstseins. In seinem neuen Buch „Der letzte Kommunist. Ein traumhaftes Leben“ porträtiert er den mit ihm befreundeten Schriftsteller Roland M. Schernikau, einen Star der Schwulenszene West-Berlins, der als überzeugter Kommunist im Herbst 1989 in die DDR übersiedelt und dort vor Ort den Untergang seiner Illusionen erlebt. Am 21. liest Matthias Frings im Literaturhaus.
„Der Große Conrady“ ist das Standardwerk deutscher Lyrik. Es kommt dem Ritterschlag für einen jungen Autoren gleich, wenn eines seiner Gedichte darin aufgenommen wird. Dem Karlsruher Lyriker Matthias Kehle, nebenbei Mitarbeiter von Klappe Auf, ist dieses Glück widerfahren und damit befindet er sich in der erlauchten Gesellschaft von sieben anderen Karlsruher Schriftstellern. Einer davon ist der in Karlsruhe geborene und in Köln lebende Stan Lafleur, dessen Fußballgedichte „die welt auf dem fusz“ ein Volltreffer waren. Beide, Kehle und LaFleur lesen Eigenes und bringen auch noch andere Karlsruher Conrady-Dichter von der Günderode bis Scheuermann zu Gehör am 23. April im Literaturhaus, dem Welttag des Buches.
Lange Zeit war Wilhelm Genazino ein Geheimtipp, in den letzten Jahren hat er dann veritable Bucherfolge gehabt, was auch noch durch die Auszeichnung mit dem Georg Büchner-Preis, dem höchsten deutschen Literaturpreis, befördert wurde. Seinen lakonischen Stil ist er ebenso treu geblieben wie seiner Vorliebe für melancholische, nur bedingt lebenstüchtige Helden. In seinem neuen Roman „Das Glück in glücksfernen Zeiten“, den er am 28. im Literaturhaus vorstellt, begegnet uns der promovierte Philosoph Gerhard Warlich, der sein Geld als Wäscheausfahrer verdient. Er hat sich eingerichtet in dieser bescheidenen Existenz an der Seite seiner Freundin Traudel. Leiterin einer Sparkassenfiliale. Als Traudel sich ein Kind wünscht, wirft ihn das aus der Bahn. Am 28. beehrt der begnadete Tragikomiker Wilhelm Genazino wieder mal das Literaturhaus. Alle Lesungen, die im Literaturhaus, Prinz-Max-Palais, Karlstr. 10, über die Bühne gehen, sind Gemeinschaftsveranstaltungen der Literarischen Gesellschaft und der Stephanus-Buchhandlung.

Der Dramatiker und Couplet-Dichter Frank Wedekind ist mehr als neunzig Jahre nach seinem Tod überaus präsent im Karlsruher Kulturkalender dieses Jahres. Am 2. April (20.30 Uhr) bringt Harald Schwiers in seiner Hörstunde in der Marotte (Kaiserallee 11) Liebeslieder und Liebesgedichte von Frank Wedekind aus der Sammlung „Vier Jahreszeiten“ zu Gehör, die einmal mehr beweisen, das sich das einstige Enfant Terrible der deutschen Literatur gut gehalten hat.
„Die grünen Wälder meiner Flüsse“ von Mary Kingsley beschreibt auf sehr witzige Weise, wie sie Ende des 19. JH als erste Frau (in viktorianischer Trauerkleidung) durch die Urwälder Westafrikas reiste. Daher gibt es bei Günter Kromers Lesung am 5. um 11 Uhr im Kaffeehaus Schmidt auch viel zu lachen. (Kaiserallee 69, Voranmeldung empfohlen, 0721-849338).
Und nun zu etwas ganz anderem. Das Ettlinger Tierheim braucht, wie alle anderen Tierheime auch, Geld. Deshalb findet am 29. in der Aula der Hans-Thoma-Schule in Malsch (Adolf-Bechler-Str.11) eine Lesung statt. Der Ettlinger Verlagsvertreter Matthias Kuhlemann kam auf die Idee aus dem Buch „Enzo, die Kunst ein Mensch zu sein“ des US-Bestsellerautors Garth Stein zu lesen, worin ein Hund, der sicher ist als Mensch wiedergeboren zu werden, intensiv die Menschen, vor allem aber sein Herrchen, beobachtet. Gemeinsam mit Gerd Kessler von der Kleinen Bühne Ettlingen bringt er den titelgebenden Hund zum Sprechen. Der Eintritt ist frei – eine Spende für das Tierheim ist willkommen.
Ein anderes Tier spielt die tragende Rolle in dem Stück „Darwins Schildkröte“ des jungen spanischen Dramatikers Juan Mayorga. Eine Schildkröte erzählt, was sie mit dem Naturforscher Charles Darwin erlebt hat und erläutert die bislang unbekannte Involutionstheorie, wonach der Mensch ab einem bestimmten Punkt sich in eine Bestie zurückverwandelt. Die szenische Lesung von Schauspielern des Badischen Staatstheaters am 1. im Naturkundemuseum am Friedrichsplatz ist kein Aprilscherz, sondern ein eigenwilliger Beitrag zum Darwin-Jahr.
Veranstaltungsbeginn ist, wenn nicht anders angegeben, 20 Uhr. -ko