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Archiv: 04.2008
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Pier Paolo Pasolini

Freibeuter des Kinos

Bild - Pier Paolo Pasolini

1975 wurde der Filmemacher und Schriftsteller Pier Paolo Pasolini in Ostia bei Rom von einem Strichjungen ermordet. Es war das abrupte und spektakuläre Ende eines Lebenswerks, das wie kaum ein anderes die italienische Nachkriegsgesellschaft beschäftigte, provozierte und verblüffte. Auch im europäischen Kontext ist der parteilose Marxist und schwule Katholik Pasolini eine singuläre Erscheinung, die immer noch die Gedanken und die Gemüter bewegt.
Im Rahmen der Europäischen Kulturtage zeigt die Kinemathek eine umfangreiche Pasolini-Retrospektive mit bekannten Spielfilmen, selten gezeigten dokumentarischen und essayistischen Arbeiten sowie Filme über Pasolini.
Zum Auftakt (11., 19 Uhr) wird der Film „Pier Paolo Pasolini und die Begründung eines Traums“ gezeigt, den die 2004 verstorbene Schauspielerin und Pasolini-Vertraute Laura Betti gedreht hat. Danach (11., 21.15 Uhr und 15., 19 Uhr) ist „Accatone“ zu sehen, Pasolinis 1961 entstandener erster eigener Film, die ästhetisch überhöhte Geschichte vom Leben und Sterben eines kleinen Zuhälters und Tagediebs. Dass Pasolinis Herz den Ausgestoßenen am Rande der Gesellschaft gehörte, bewies er auch mit seinem nächsten Film „Mamma Romma“(12., 21.15 Uhr/16., 19 Uhr ), in dem Anna Magnani eine Hure spielt, die ihren Sohn verzweifelt, aber vergeblich vor dem Leben auf der Straße zu bewahren versucht.
Der Dokumentarfilm „Das Gastmahl der Liebe“ (13. , 19 Uhr) entstand 1963, als Pasolini beliebige Leute auf der Straße zu den Themen Liebe und Sexualität befragte. Entstanden ist das Porträt eines Landes, das die sexuelle Aufklärung noch vor sich hat. Als Sakrileg galt seinerzeit der Kurzfilm „Der Weichkäse“, eine Persiflage auf kommerzielle Bibel-Verfilmungen, der zusammen mit den Kurzfilmen „Der Zorn“ und „Die Geschichte einer Papierblume“(17., 19 Uhr) und einer Einführung von Thomas Tode präsentiert wird.
„Annäherung an einen Freibeuter“(19., 19 Uhr) ist der Untertitel eines vor 23 Jahre entstandenen Dokumentarfilms über Pasolini, eine Anspielung auf Pasolinis „Freibeuterschriften“, polemische Diagnosen der Konsumgesellschaft.
Viel nackte Haut gibt es in Pasolinis letztem Film „Die 120 Tage von Sodom“ (27., 21,15 Uhr) zu sehen, der mit seiner gnadenloser Darstellung sadistischer Gewalt die Frage aufwarf, ob Pasolini hier wirklich den Faschismus attackierte oder seinen Sadismus auslebte. Weitere Programmpunkte siehe Terminkalender - ko

> 11. bis 27. April, „Kino“ im Prinz-Max-Palais, Karlstr.10

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