Thomas Pigor hat das kabarettistische Chanson auf den Stand des 21. Jahrhunderts gebracht. Sein Gesänge Chanson zu nennen, träfe die unverschämte musikalische Bandbreite, in der er agiert, allerdings wiederum nur unzureichend. Wie kommt man auf solche Texte´ Ist das ein verletztes Ich, das versucht, zu sublimieren´ fragte sein Büttel Eichhorn dereinst auf der Bühne. Kleinkunst, sagt Pigor der Öffentlichkeit, klingt wie Kleingärtner, Halbmarathon oder Küssen ohne Zunge. Trotzdem oder weil er immer Kleinkunstpreise in Empfang nehmen darf. Was Pigor, Eichhorn und Ulf auf der Bühne vorexerzieren, ist selbstredend Großkunst: Machtkämpfe, Strukturanalysen und Beziehungsdramen mit sich, untereinander und mit der Restwelt. Immer, in bisher jedem Programm. Virtuos und treffsicher wagen sie sich an Themen, an die sich sonst niemand herantraut. Die ultimative Abrechnung mit der IT-Branche, maulenden Rentnern und inkompetenten Jungentscheidern beispielsweise. Pigor zetert, regt sich auf, über hustende Zuschauer, über die Kevin-Generation, aber er singt auch den Blues des weißen Mannes, der auf der Suche nach der verlorenen Zeit erkennt, dass er sein Leben mit Kaffeeklatsch, Kindergeschwafel und Kleinkunst vertrödelt hat.