Als große Römerausstellung ist sie schon seit Monaten im Gespräch. Aber es geht in der Karlsruher Schau der Landesausstellung Imperium Romanum nicht nur um die Römer, wenngleich mehrere Highlights bewundernswerter Zeugnisse römischer Kultur am Oberrhein präsentiert werden. Die hochkarätigen archäologischen Funde und kunsthandwerklichen Prachtstücke laden ein, sich ein Bild vom Leben in der unruhigen Zeit der Spätantike zu machen.
Als große Römerausstellung ist sie schon seit Monaten im Gespräch. Tatsächlich wird ab 21. Oktober im Badischen Landesmuseum weit mehr gezeigt, als die allemal bewundernswerten Zeugnisse römischer Kultur am Oberrhein, von denen im Schloss gleich mehrere Highlights präsentiert werden. Die hochkarätigen archäologischen Funde und kunsthandwerklichen Prachtstücke laden ein, sich ein Bild vom Leben in der unruhigen Zeit der Spätantike zu machen.
Das manchem in der Schulzeit noch vermittelte Bild einer nur von Verfall und Niedergang geprägten Epoche möchte die Ausstellung zurechtrücken. Unser Anliegen ist es, zu zeigen: es war eine dynamische Zeit, eine Zeit des Wandels, aber auch der Blüte, betont die Archäologin Michaela Geiberger. Sie ist als Kuratorin für den Karlsruher Teil der zugleich (ab 1. Oktober) im Kunstgebäude am Schlossplatz in Stuttgart gezeigten Großen Landesausstellung Imperium Romanum verantwortlich. Dass die Zeit zwischen der klassischen Antike und dem Mittelalter mehr war als eine Zwischenphase, belegen Beispiele aus Kunst, Architektur und Handwerk wie die schönen in Überfangtechnik hergestellten Gläser und das hohe Können der Edelsteinschneider.
Sicher war es eine teilweise kriegerische Zeit, so Geiberger. Entgegen der landläufigen, nur von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen bestimmten Vorstellung, illustrieren jedoch zahlreiche Exponate das friedliche multikulturelle Miteinander. Der wirtschaftliche und kulturelle Austausch war überaus fruchtbar. Die bildhafte Quintessenz dieser Entwicklung sieht die Archäologin in ihrem Lieblingsstück: Es ist eine alamannische Fibel in Kreuzform mit einer Gemme, in die ein römischer Amor geschnitten ist. Römer, Alamannen und das im Wettstreit der Kulte und Religionen siegreiche Christentum legten gemeinsam die Grundlage für das heutige Europa. Die Alamannen übernahmen nach dem Rückzug der Römer aus dem heutigen Südwestdeutschland zwar nicht die römische Lebensart - Badegebäude mit Thermen verwendeten sie lieber als Kornspeicher -, aber in ihren üppigen Grabbeigaben findet sich zahlreiches römisches Sachgut.
Siedlungsgeschichtliche Modelle, Schiffsmodelle, eine spätantike Kelteranlage und das Modell der kaiserlichen Residenz in Trier helfen, sich ein Bild der rund 300 Jahre vom Sturm der Germanen auf den Limes bis zur Bildung der germanischen Nachfolgereiche zu machen.
Eines der Highlights in der Ausstellung ist der Silberschatz von Kaiseraugst, der komplett mit allen 270 Objekten erstmals außerhalb der Schweiz präsentiert wird. Neben diesen fein ziselierten und mit figürlichen Darstellungen verzierten Schalen und Tellern sind rund 500 weitere Exponate aus der einstigen Provinz Obergermanien zu sehen, vom vergoldeten Helm über Schwerter und Fibeln bis zu Schmuckmedaillons. Eines der eindrucksvollsten Objekte ist das farbprächtige Bacchus-Mosaik", eine Leihgabe des Rheinischen Landesmuseums Trier. Die drei mal drei Meter große prunkvolle Arbeit ist ein faszinierendes Zeugnis der Zeit, in der Trier als kaiserliche Residenzstadt einer der lebendigsten Orte des Imperium Romanum war. Das Mosaik illustriert das hohe Niveau der Handwerkskunst in der Region ebenso wie den Wohlstand ihrer Bewohner. Trier bildet einen eigenen Schwerpunkt innerhalb der acht Themenbereiche der Schau, die, teils in Inszenierungen und Animationen, mit Handel und Wirtschaft, Militär, Bestattungskultur und dem frühen Christentum einen repräsentativen Querschnitt durch die vielfältigen Lebensformen der Bewohner Obergermaniens veranschaulichen will. An einer Hörstation erklingt antike römischer Musik und in der Taberna Apicius kredenzt Alessandro Muccado, Gastwirt des L´Incontro und des Pfannenstiel, Wein in Tonkrügen sowie Speisen, die den 2000 Jahre alten Rezepten aus der Sammlung des Apicius nachempfunden sind. Abgerundet wird die Auststellung wiederum von einem umfangreichen Begleitprogramm mit Kostümführungen, archäologischen Vorträgen, einer Weinprobe (am 18.11.) und römisch-alamannischen Abenden mit Führung, Schauspiel und Speisen. afr
Imperium Romanum. Römer, Christen, Alamannen Die Spätantike am Oberrhein, Badisches Landesmuseum im Schloss Karlsruhe, 22. Oktober bis 26. Februar 2006.
Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr (Wer die Eintrittstkarte der Stuttgarter Imperium Romanum-Schau Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau vorzeigt, zahlt ermäßigten Eintritt).
Der Katalog zur Ausstellung kostet als Museumsausgabe 24,90 Euro, außerdem erscheint eine CD-Rom für 19,90 Euro im Konrad-Theiss-Verlag.
Führungen gibt es Dienstag bis Freitag um 15 und 16 Uhr, Donnerstag zusätzlich um 19 Uhr, sowie Samstag, Sonntag und an Feiertagen um 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr. Familienführungen werden jeweils am Freitag, 15.30 Uhr, Samstag, 14.30 und 15.30 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen um 11.30, 14.30 und 15.30 Uhr angeboten.
In der offenen Werkstatt können junge Besucher jeweils am Samstag von 14 bis 17.30 und an Sonn- und Feiertagen sowie in den Schulferien römische und alamannische Handwerkstechniken ausprobieren.
Weitere Information unter Telefon 0721/926 6514 oder info@landesmuseum.de