Im Juli 1907 wurde vor dem Landgericht Karlsruhe der Fall Carl Hau verhandelt. Der smarte weltläufige Jurist wurde beschuldigt, seine Schwiegermutter, die reiche Medizinalratswitwe Josefine Molitor, erschossen zu haben. Die schillernde Persönlichkeit des Angeklagten und die Tatumstände des Verbrechens im Villenviertel von Baden-Baden erregten das besondere Interesse der deutschen und der internationalen Presse.
Die Schwurgerichtskammer verurteilte Carl Hau zum Tode. Großherzog Friedrich II. verwandelte die Todesstrafe in eine lebenslängliche Zuchthausstrafe. 17 Jahre verbrachte Carl Hau im Zuchthaus Bruchsal. In zwei Schriften Das Urteil und Lebenslänglich, die 1925 erschienen und zu Verkaufserfolgen wurden, stellte Hau nach der vorzeitigen Entlassung seine Sicht der Dinge dar. Nach dem Widerruf seiner Strafaussetzung flüchtete Hau nach Italien, wo er im Oktober 1926 im Alter von 45 Jahren Selbstmord beging.
Der Prozess und das Schicksal des Carl Hau wird beleuchtet in einer Ausstellung im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais, die bemerkenswerte Exponate und einige neue Apekte des alten Falls zum Vorschein bringt, der u.a. Jakob Wassermann zu dem Roman Der Fall Maurizius inspirierte, einem der großen Bestseller der Weimarer Republik. Im letzten Jahr erschien der Roman Hau(2006), , in dem Bernd Schröder die Innenansicht dieses Falls aus verschiedenen Perspektiven schildert.
Im Begleitprogramm der Ausstellung zeigt die Kinemathek Karlsruhe zwei Spielfilme, die ohne das Vorbild des Hau-Falles nicht gedreht worden wären. Im deutschen Spielfilm Mordprozess Dr. Jordan(18., 19 Uhr) unter der Regie von Erich Engels, produziert von Heinz Rühmann, wurde die Handlung nach Wiesbaden verlegt. Auf Wassermanns Roman basiert der 1953 gedrehte französische Spielfilm Der Fall Maurizius(25., 19 Uhr) von Julien Duvivier, der als Regisseur der Don Camillo-Filme bekannt wurde. Die kleine Vortragsreihe im Rahmen der Ausstellung, die bis 9.September im Prinz-Max-Palais zu sehen ist, wird eröffnet von dem Juristen und Historiker Dr.Reiner Haehling von Lanzenauer, einem ausgewiesenen Hau-Experten, der die These vertritt, dass Hau tatsächlich der Mörder war. Am 8., um 17 Uhr, wird die Ausstellung eröffnet.
> Literaturhaus PMP Karlstr,10 Di-So 10-18h, Do 10-19h, Sa 14-18h - 08.05.-09.09