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Archiv: 05.2007
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Vom Lagerfeuer bis zur Mikrowelle

Küchengeschichte(n) aus 5 Jahrtausenden

Bild - Vom Lagerfeuer bis zur Mikrowelle
Durch einen Zeittunnel der Kochkultur geht es im Museum Ettlingen. Die Reise, bei der es nicht nur Feuerstellen und Backöfen zu sehen, sondern auch allerlei Gewürze zu schnuppern gibt, führt bis zurück in prähistorische Zeit. Die mit viel Sinn fürs anschauliche Detail ausgestattete Ausstellung spricht kulturhistorisch Interessierte ebenso an wie all jene, die beim Anblick eines Kühlschranks aus den 1960-er Jahren in Entzücken geraten.

Unsere frühen Vorfahren mussten zwei bis drei Stunden Getreide zwischen zwei Reibsteinen zerdrücken, um ein Pfund Brot backen zu können. Wer mit den eigenen Händen erfahren will, wie mühsam das war, kann es im Museum ausprobieren - und spüren, um wieviel leichter und schneller die römische Handmühle malt, bei der sich zwei Basaltsteine aufeinander drehen. Ein paar Schritte weiter heißt es „Bitte fühlen!“ und man darf mit den Fingern über die erstaunlich glatte Oberfläche einer feinen römischen Terra Sigillata-Keramik fahren. Auch mit Rätselfragen - warum wohl gab es für die römischen Kinder keine Pommes mit Ketchup´ -, und mit Schnupperangeboten in Schälchen, die mit Koriandersamen und Kumin gefüllt sind, werden junge und erwachsene Besucher mit der Entwicklung des Kochens und des Speiseangebots vertraut gemacht.
Die vermutlich erste Garmethode mit einem Gefäß ging - vor rund 38.000 Jahren - mithilfe erhitzter Steine vor sich, die in einer Grube in einen Fellkochtopf gelegt wurden. Als neueste küchentechnische Errungenschaft glänzt ein Induktionsherd in der Ausstellung, die in Inszenierungen eine römische Küche, eine mittelalterliche Schlossküche, einen Küchenraum der Barockzeit sowie eine Bürger- und einer Arbeiterküche des 19. Jahrhunderts vor Augen führt. In letzterer wurde gekocht, gebadet, die Wäsche gewaschen und, wie das an die Tischplatte geklemmte Nadelkissen zeigt, Heimarbeit erledigt. Bestückt mit den zeittypischen Gerätschaften informieren die Räume auch über das jeweilige Nahrungsmittelangebot.
Während ein Harvard-Professor wenige Jahre zuvor noch die Hausarbeit als Schönheitselixier für die Frau gelobt hatte, da das Heben der Töpfe und Geschirre die schönsten Arme erziele, sollte die berühmte „Frankfurter Küche“, entworfen 1926 von der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, den Zeit- und Kraftaufwand der Hausfrau möglichst verringern. Auch dieser Urtyp der modernen Einbauküche ist in Ettlingen, als Leihgabe des Badischen Landesmuseums, zu sehen. Ein Großteil der Exponate stammt aus dem umfangreichen eigenen Bestand des Museums, der sich aus den reichen archäologischen Funden speist, wie sie nicht zuletzt bei der Ettlinger Altstadtsanierung zutage traten. Eine bronzezeitliche Sichel etwa, die als Erntemesser zum Getreide schneiden verwendet wurde, fand sich 1875 beim Bismarckturm. Die Tischsitten von einst und heute sind ebenso Thema der facettenreichen Schau wie die Methoden Fleisch und Gemüse zu konservieren und die Karrieren von Lebensmitteln, etwa von Tomate und Kartoffel, die im 16. Jahrhundert aus Amerika nach Europa gebracht wurden. Das Rezept für ein Tomatenpesto aus dem 20. Jahrhundert liegt zum Mitnehmen aus, und auch jenes aus dem Barock für die Zubereitung von Regenwürmern. Man buk sie in einem Teig aus Mehl, Eiern, Zucker, Rosenwasser und gestoßenem Anis. afr

> Küchengeschichte(n) aus 5 Jahrtausenden, Von der Feuerstelle zum Induktionsherd, Museum Schloss Ettlingen, zu sehen bis Dezember 2008, Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr.

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