> vom 23.Februar bis 5.März
Mit keineswegs gesicherten Perspektiven eroffnet die Karlsruher Händel-Festspiele am 23. Februar ihre 30. Ausgabe, denn wenn die größten Befürchtungen wahr werden, koennte im kommende Jahr die letzte Stunde für das dem Badischen Staatstheater weithin Beachtung einbringenden Barock-Musik-Festival geschlagen haben. Das wäre sicher Grund für ein Lamento. Einstweilen jedoch soll bis zum 5. März erst einmal das musikalische Vergnügen mit Konzerten, Filmvorführungen, Theatergespräch, Symposium und Oper im Vordergrund stehen.
Zentrale Produktion der diesjährigen Festival-Auflage ist die szenische Aufführung von Georg Friedrich Händels römischem Oratorium La Resurrezione, einem bemerkenswerten Beispiel sakraler Musik, die der damals junge Händel als Werk zwischen religiöser Erbauung, repräsentativer Selbstdarstellung und theatralischer Spannung schuf. Marchese Ruspoldi, der Auftraggeber von La Resurrezione, hatte um der in seinem eigenen Palast stattfindenden Uraufführung des Oratoriums 1708 den Glanz einer Operndarbietung zu verleihen, keine Kosten gescheut, auch wenn Opern in Rom vom Päpstlichen Stuhl als unmoralisch eingestuft und daher verboten waren. So ließ Ruspoli eigens ein Auferstehungsbild zur Dekoration malen, den Saal mit kostbaren Stoffen ausschlagen und ein für damalige Verhältnisse außergewöhnlich großes Orchester von 43 Musikern zusammenstellen. Arcangelo Corelli stand am Pult, die hervorragendsten Sänger der Zeit wurden verpflichtet, darunter auch trotz strengsten Verbotes die weibliche(!) Primadonna Margherita Durastanti für die Partie der Maria Maddalena, was dem Marchese prompt einen päpstlichen Verweis einbrachte: Am nächsten Tag musste der Kastrat Pippo die Partie übernehmen. Die Partitur, die italienischen Tonsatz mit mitteldeutscher Tradition verbindet, zeigt: Trotz der religiösen Thematik der Auferstehung Jesu Christi hat der erst 23jährige Händel in seinem zweiten Oratorium alle Register der Opernkunst gezogen. Unter der musikalischen Leitung von Michael Hofstetter inszeniert Peer Boysen das Oratorium, das am 23., 25. und 27.2., sowie am 2. und 4.3. auf dem Spielplan steht.
Aus der kleinen, aber feinen Reihe der Konzerte sei am 1. das Kammerkonzert der Deutschen Händel-Solisten hervorgehoben, das den Blick ebenfalls auf die Inspirationen aus Händels Zeit in Rom wendet und seine Musik im Kontext der römischen Zeitgenossen präsentiert, um spannende Wechselwirkungen hörbar zu machen.
In seiner Fernsehdokumentation Händel in Rom, die im Dezember 2006 erstmals im Fernsehen ausgestrahlt wurde, zeigt Olaf Brühl Roms Paläste, Kirchen und Kunstwerke, die mit Händels Aufenthalt verbunden sind in historischen und heutigen Ansichten, sowie die Orte, die Händel auf Ausflügen mit seinen Gönnern besuchte, und bietet eine Begegnung mit barocken Mäzenen und Musikerkollegen, gegenwärtigen Forscherinnen und Interpreten von Händels Musik. Der Regisseur und Drehbuchautor wird am 3. (18.30 Uhr) und 4. (17.30 Uhr) seinen Film selbst vorstellen. Hierzu ist der Eintritt frei. Begleitend zu den Festspielen findet an der Staatlichen Musikhochschule auch in diesem Jahr wieder die Internationale Händel-Akademie statt.