Für das Programm der Moderne, Malerei als Repräsentation zu praktizieren, war es so etwas wie das Urbild: Pablo Picassos "Les Demoiselles d´Avignon" (1907). In diesem prominenten Ausgangspunkt der Avantgarde fällt neben dem revolutionären Stil eines sofort auf: Die Abwesenheit von Männern. Der Maler, das einheitliche Subjekt, hielt Abstand zum Chaos, zum Bösen, zu den käuflichen Frauen. Mit dieser Verpflichtung auf eine allgemeine, objektive Wahrheit hat Michael Kunze nichts am Hut. Mit seine Portraits von "bösen" Männern duchkreuzt er die gängigen und akzeptierten Vorstellungen vom linear verlaufenden Fortschritt. Artaud, Bacon, Balthus, Camus, Heidegger, Houellebecq, Nietzsche
Mit der Rückkehr dieser "bösen Buben der Moderne", die Kunze in über 50 Bildern inszeniert, wird auf ein Denken verwiesen, das sich nicht mehr so ohne weiteres in der Lage sieht, Wahrheit und Lüge strikt zu unterscheiden. Malerei, die zur Bühne wird für Personen, die sich nicht so schematisch und einfach identifizieren lassen wie die "bösen Mädchen von Avignon".
Ein weiters "Glanzlicht" ist die Ausstellung "Imagination Becomes Reality". Hier wird mit Werken von 49 Künstlern aus der Sammlung Goetz der Frage nachgegangen: Was kann Malerei heute noch´ Fakt ist, dass die Grenzen zwischen Malerei und neuen Medien (Fotografie, Video, Installationkunst) fließend sind. "In einer Zeit, die von allgegenwärtigen Computer- und anderen Anwendungstechniken beherrscht wird, wäre es verwunderlich, wenn sich die junge Künstlergeneration dieser Mittel nicht bedienen würde", so schreibt Ingvild Goetz im Katalog. Ebenso verwunderlich ist aber auch die gegenwärtige Renaissance der "klassischen", handwerklich gut gemachten Malerei.
>Michael Kunze. Les Messieurs d´Avignon, ZKM/ Museum für Neue Kunst; Lorenzstr.19, KA, Mi-Fr 10-18 Uhr, Sa+So 11-18 Uhr, 03.02. bis 18.03.; Imagination Becomes Reality. Eine Ausstellung zum erweiterten Malereibegriff, u.a. mit Arbeiten von Franz Ackermann, Eberhard Havekost, Mike Kelley, William Kentridge, Zilla Leutenegger, Fabian Marcaccio, Raymond Pettibon, Wilhelm Sasnal, Thomas Scheibitz, David Thorpe, Jeff Wall, Matthias Weischer, Xia Xiaovan, 17.02. bis 01.05.