Wenn, nach den Diagnosen von Paul Virilio, die Gegenwart zugunsten einer "virtuellen Telepräsenz" getötet wird, wird "Landschaft" nicht mehr gebraucht. Das war nicht immer so. Zum Beispiel in China vor 1.000 Jahren, war es die Aufgabe der Landschaftsmaler, "Mitweltlichkeit" herzustellen. In seinen "Unterweisungen im Landschaftsmalen" schrieb Guo Xi, der in dieser Zeit lebte: "Ohne das Zimmer verlassen zu müssen, kannst du zur Zufriedenheit deines Herzens zwischen Bächen und Tälern sitzen. Die Schreie der Affen und das Singen der Vögel dringen von fern her an dein Ohr. Das Glühen der Berge und das Gleißen der Gewässer blenden dein Auge. Könnte das nicht sogleich dein Interesse wecken und zutiefst dein Herz berühren´ Darin liegt die Bedeutung der Landschaftsmalerei begründet
"
Heute merkt man allmählich, was man verloren hat.
Daran will die Malerkolonie erinnern. Die Malerkolonie, das sind die Künstler: Amei, Benedikt Forster, Wolfram Scheffel, Jürgen Wiesner, Susanne Zuehlke.
Sie bieten einem Landschaftsverständnis Paroli, das glaubt, dass das Anderswo besser sei als das Hier-und-Jetzt. Das Tempobeschränkungen auf Autobahnen fürchtet wie der Teufel das Weihwasser. Weil es die zivilisatorische Mobilmachung behindert. Das rast- und abstandslose Durchmessen von Entfernungen. "Das Überhandnehmen telepräsenter Scheinwelten", so kann man im Katalog zu dieser Ausstellung lesen, "wie sie Virilio beschreibt, hat nun die künstlerische Wahrnehmungsinstanz in ihrer Funktion, als seismographisches Korrektiv zu wirken, aus dem Exil zurückgerufen."
Der "Malerkolonie" geht es dabei vor allem um eine "Schule des Sehens". Der Betrachter wird zum langen Anschauen herausgefordert.
Bis er die Landschaft auswendig und inwendig hat. Erst dann nämlich gibt sie Kraft für die verlorene, rücksichtsvolle "Mitweltlichkeit".
>Malerkolonie-Landschaft: Amei, B. Forster, W. Scheffel, J. Wiesner, S. Zuehlke, Städt. Galerie Fruchthalle, Kaiserstr. 48. Rastatt, Fr-So 10-17 Uhr, bis 15.04.