Das Hörspiel ist eine Kunstform, die unter der Pandemie kaum gelitten haben dürfte, ganz im Gegenteil. Insbesondere durch die zunehmende Online- und Download-Nutzung, die es ermöglicht jedes Hörspiel unabängig von Zeit und Ort zu genießen, haben die vielfältige Hörkunst, die von klassischen Erzähl- und und akustischen Dramaformen bis zu experimentellen Klangbildern, von populärer Unterhaltung bis zu lyriknaher Hördichtung, von Klassikerbearbeitungen bis zum beliebten Krimi reichen kann, beflügelt. Ihr widmen sich alljährlich die ARD-Hörspieltage, die im Karlsruher ZKM ihre Wahlresidenz gefunden haben.
Seit dem vergangenen Jahr verantwortet diese für den SWR der Chef der Redaktion Hörspiel und Feature Walter Filz, der in diesem Jahr den MDR als Kooperationspartner hat.
Mit dem beliebten dritten, den Kinderhörspielen gewidmeten Tag ist die Veranstaltung in diesem Jahr wieder voll analog und komplett. Im Zentrum steht wie gewohnt der Wettbewerb um den Deutschen Hörspielpreis der ARD, über den am Freitag, eine prominent besetzte Wettbewerbsjury von 13.30 bis 17 Uhr öffentlich diskutiert. Bei der Nacht der GewinnerInnen am Samstag, 12., werden noch weitere Preise vergeben, unter anderem der vom Deutschlandfunk ausgelobte Preis für Kurzhörspiele „max15“ für die freie Hörspielszene, der Preis für die beste schauspielerische Leistung in einem Hörspiel sowie der Deutsche Kinderhörspielpreis und der Kinderhörspielpreis der Stadt Karlsruhe, über den eine Kinderjury entscheidet.
Die Berliner Band Holler My Dear, die diesen Abend umrahmt, ist freilich nicht der einzige Live-Act der Hörspieltage. Denn am Freitag, 11., steht um 20 Uhr das Hörspiel „Andorid Ergo Sum“ in einer Liveversion auf dem Programm, die zeigt, wie bunt, verrückt und vielfältig das Medium nur sein kann: In dem musikalischen Zukunftskrimi der Formation Dlé werden Androiden rappen, promiskuitive Schauspieler twerken, Nanobotschwärme singen, während in der Gebetsfiliale des Humanoismus Bothilf die Religion der Maschinen erklärt ...
Etwas übersichtlicher geht es da wohl am Sonntag, 13., beim Kinderhörspieltag zu, wenn das Piratenabenteuer Seeräuber-Moses von Kirsten Boie als Live-Hörspiel auf der großen Bühne in der HfG Karlsruhe aufgeführt (11 und 14 Uhr) und live im Radio übertragen wird. Den ganzen Tag über werden überdies sämtliche Einreichungen im Wettbewerb um den Deutschen Kinderhörspielpreis zu hören sein.
Die Digitalisierung der Medien, die auch den Rundfunk intensiv veränderte, hat nicht nur den Verbreitungsweg des Hörspiels, das früher nur am festgelegten Programmplatz zu erleben war, verändert, sondern auch seine Form und Produktionsbedingungen beeinflusst. So wurden zahlreiche technisch und mit kompetentem Personal hochausgerüstete Hörspielstudios an den Sendeanstalten geschlossen, da das Produzieren von Hörspielen im Prinzip heutzutage fast in jedem heimischen Schlafzimmer möglich wurde. Aber auch der Erfolg von Podcasts, die völlig losgelöst von jeder zeitlichen Formatierung daherkommen, oder die überwältigende Popularität von filmischen Serienformaten bleiben nicht ohne Niederschlag. So werden bei den Hörspieltagen in diesem Jahr am Samstag, 12., Medienmacher nachmittags öffentlich anhand von Beispielen über „Hörspiel.Serien“ diskutieren.
Eine Klangdom-Aufführung The Moon Tapes von Stephan Krass (Text) und Ulrike Haage (Komposition) am Freitag, 11., um 18 Uhr sowie ein Konzert im Kubus am 12. um 18 Uhr mit Liminal Lines von und mit Viola Yip und My Words Came Out Slow and Odd von und mit Lea Bertucci & Ben Vida komplettieren die ARD-Hörspieltage, die man gutteils natürlich auch vor dem heimischen Radio verfolgen kann. Insbesondere kann man bereits ab dem 28. Oktober die zwölf um den Deutschen Hörspielpreis der ARD konkurrierenden Hörspiele anhören:
hoerspieltage.ard.de
> Fr, 11., bis So, 13. November 2022, ZKM, Karlsruhe, Lorenzstraße 19