Wenn es einen Wirklichkeitssinn gibt, dann müsse es doch auch einen Möglichkeitssinn geben. Alexander Kluge hat wie kein zweiter Robert Musils Überlegung in die literarische und filmische Praxis umgesetzt. Bei ihm scheint alles möglich, auch dass eine schief gegangene Geschichte, womit die Historie und die Privatgeschichte gemeint sind, wieder gerade gerückt werden kann - in der Theorie zumindest. Das macht es Menschen, die nur mit dem Wirklichkeitssinn ausgestattet sind, manchmal so schwer ihn zu verstehen. Da ist es gut den Meister, der Schriftsteller, Filmemacher, Fernsehmacker, Kulturphilosoph und Jurist in einer Person ist, selbst als Interpret in eigner Sache zur Hand zu haben. Am 4. kommt er in das Literaturhaus im Prinz-Max-Palais und wird sein neues Opus mitbringen. Dessen Titel spricht Bände: Tür an Tür mit einem anderen Leben. Am Abend darauf (5.) lesen die diesjährigen Literaturstipendiaten des Landes Baden-Württemberg. Martin Gülich, gebürtiger Karlsruher ist seit 1997 freier Schriftsteller und beileibe kein Unbekannter mehr. 2003 wurde er mit dem Thaddäus-Troll-Preis ausgezeichnet. Bereits vor acht Jahren für seinen ersten Roman wurde Karl-Heinz Ott mit dem Thaddäus Troll-Preis ausgezeichnet, mit seinem zweiten Roman Endlich Stille(2005) hat er sich Zeit gelassen. Aber auch dafür gab es bereits Preise.
Die erste eigenständige Publikation der in Stuttgart lebenden Lyrikerin Susanne Stephan erschien 1997 in der Fragmente-Reihe der Literarischen Gesellschaft. Ihre Tankstellengedichte(2003) fand sogar Robert Gernhardt bemerkenswert. Die Jüngste in der Runde ist Sandra Hoffmann, die in diesem Jahr auf Einladung des Goethe-Instituts Stadtschreiberin in Bombay war. Eine Zeit, die sie in Tagebuchform dokumentiert und reflektiert hat. Schon viele haben sich an einer deutschen Übersetzung des Opernlibrettos versucht, das Lorenzo da Ponte für die Mozart-Oper Le nozze di Figaro(Figaros Hochzeit) geschrieben hat. Ragni Maria Gschwend führt durch das Dickicht der 200-jährigen Figaro-Repzetion am Beispiel der Arie Non piu andrai. Die Übersetzerin aus dem Italienischen, die in diesem Jahr mit dem Leipziger Buchpreis ausgezeichnet wurde, zeigt auf, wie zeitgebunden die Übersetzungen sind, manchmal ist nur schwer zu erkennen, dass es um denselben Originaltext geht. Ihr unterhaltsamer Vortrag unter dem Motto Figaros Flehn und Flattern am 14. im Literaturhaus wird ergänzt durch Rezitationen von Heinrich Bock und Musik-Einspielungen.
Der Autor, Schauspieler und Rezitator Christoph Köhler liest Literatur nicht nur, er zelebriert sie geradezu, meistens die Romane von Kafka, gelegentlich auch Selbstgeschriebenes. Am 9. liest er in der Christophorus-Kirche (Sulzfelderstrasse 2) aus seinem Journal Das Gewicht der Welt. Rolf Thurner phantasiert dazu am Klavier. Zu Fuß, zu Pferd und auf Kamelen ist die Reisejournalistin Carmen Rohrbach durch die Mongolei gereist. Eine Zeit lang lebte sie bei den Nomaden und erhielt Einblicke in ihr hartes, ungebundenes Leben in der Steppe. Darüber berichtet sie in ihrem neuen Buch am 5. im Grünhaus der Stadtwerke Ettlingen (Hertzstr.33).
Als Kompass auf dem Büchermeer, Pfadfinder im Bücherdschungel und Trüffelschwein in den Papierbergen versteht sich die SWR-Bestenliste, die von den bekanntesten deutschen Literaturkritikern zusammengestellt wird. Nach einer längeren Pause sind vier der Beteiligten wieder zu Gast im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais und diskutieren vor Publikum über ein paar ausgewählte Neuerscheinungen, dabei geht es durchaus kontrovers zu. Die Runde am 21. (20 Uhr) kann sich sehen lassen. Mit von der Partie sind der Focus-Kulturredakteur Rainer Schmitz, Elmar Krekeler, der für die Literaturbeilage der Welt zuständig ist, der freie Journalist Eberhard Falcke, der u.a. für Die Zeit schreibt und Helmut Böttiger, der ehemalige FR-Feuilletonredakteuer, der mittlerweile als freier Kolumnist und Kritiker tätig ist.
Veranstaltungsbeginn ist, wenn nicht anders angegeben, 20 Uhr.ko