Die Etrusker umgaben sich im Leben mit den schönsten Dingen und statteten auch Gräber mit kostbaren Beigaben aus. Edelmetallgefäße, feine Keramiken, exquisiter Goldschmuck und farbenfrohe Wandmalereien zeugen vom Reichtum und Luxus der bedeutenden Kultur im Italien vor der Römerzeit. In etruskischer Sprache sind zwar vorwiegend Inschriften überliefert, keine Prosa- oder Theaterwerke, stattdessen sprechen die zahlreichen archäologischen Funde. In der Großen Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg im Badischen Landesmuseum (BLM) erzählen sie vom architektonisch unverwechselbaren Bildschmuck der Tempelbauten, vom Lebensalltag und den vielen Göttern, deren Willen die Etrusker aus Blitzen und Tiereingeweiden zu erschließen suchten. Sie zeigen auch, dass der Kulturaustausch mit Griechen, Kelten, Phöniziern und Karthagern die in der heutigen Toskana sowie im westlichen Teil Umbriens und im nördlichen Latium in Stadtstaaten lebenden Etrusker wohlhabend machte.
Nahezu alle Leihgaben der Schau stammen aus italienischen Museen und von Denkmalämtern. Sie beleuchten den kulturellen und geschichtlichen Kontext der etruskischen Objekte, die bereits seit dem 19. Jahrhundert zum Bestand des heutigen Landesmuseums gehören. Der tanzende etruskische Jüngling in Schnabelschuhen aus der Karlsruher Sammlung zum Beispiel - die Stützfigur eines Weihrauchständers - deutet auf kultische Weihrauchopfer sowie auf die aristokratischen Bankette, zu denen neben Speisen und Getränken auch Musiker und Tänzer gehörten. „Zugleich zeigt dieses exzeptionelle Stück, was die etruskische Kunst kann“, betont die Kuratorin der Ausstellung, Susanne Erbelding. Stilistisch von der griechischen Kunst beeinflusst, sei es dennoch unverkennbar etruskisch. „Die Kulturosmose war sehr intensiv“, betont die Archäologin. Kunsthandwerk der Etrusker hatte ein sehr hohes Niveau, und ihre Bronzekunst war im gesamten Mittelmeerraum berühmt. „Die äußerst komplizierte Goldschmiedetechnik der Granulation, bei der allerfeinste Goldkügelchen zu Ornamenten gelötet werden, haben die Etrusker zwar nicht erfunden, aber perfektioniert“, sagt die Kuratorin.
Auch am Ende steht ein Begegnungsprozess: Die Etrusker existierten zwar auf der Landkarte nicht mehr, aber ihr kulturelles Erbe ging in die römische Kultur ein, wo es sich, teils sogar prägend, weiterentwickelte. Die Kapitolinische Wölfin weist stilistisch auf etruskische Vorbilder, die Toga scheint ihr Vorbild in einem halbrunden etruskischen Mantel, der Tebenna, zu haben, und Vorformen des römischen Atriumbaus sind in der etruskischen Kultur zu finden.
Foto: Polo Museale della Toscana
> Badisches Landesmuseum, Schloss Karlsruhe, bis So 17. Juni 2018, Di-So+Fei 10:00-18:00 Uhr.