Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 08.2006
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Angela Amon, Gottfried Hüttemann, Rosemarie Kraus

Engagierte Gelassenheit

Ausstellungshaus im Reuchlinhaus Pforzheim, bis 3.9.

Das Glück, das Alter, die Sterblichkeit der Menschen und die damit zusammenhängenden Selbsttäuschungen stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung mit Arbeiten von 3 Pforzheimer Künstlern im Kunst- und Kunstgewerbeverein Pforzheim.
Unauffällig und sparsam sind die großformatigen Zeichnungen von Angela Amon. Sie stellen Fragen nach der Grundbefindlichkeit des menschlichen Daseins. Sie stellen zur Diskussion, was der Angst, der Leere, der Hoffnungslosigkeit standzuhalten vermag.
Zwar verführen sie den Betrachter, nach naturgetreuen Abbildungen zu suchen. Aber eigentlich sind es autonome Zeichnungen, die vom Betrachter das Verfolgen einer anderen Spur erwarten. Sie fordern eine der zeitgenössischen Fun-Kultur entgegengesetzte Einstellung ein: Ohne Konzentration und Aufnahmebereitschaft, also den ausdauernden Gebrauch der Einbildungskraft, gibt es kein Gegenbalancieren zur Sucht nach maßloser Erregung. Von dieser Position aus erwarten Angela Amons Zeichnungen vom Betrachter, dass er sozusagen in der Lage ist, den Punkt zu erkennen, von dem ab es gut ist, weniger zu erleben, damit sich seine Aufmerksamkeit schärft. Damit das, was er erfahren hat, zu sich selbst kommen kann. Was ja der erste Schritt wäre, hin zu einer heiteren, gelassenen Lebensphilosophie.
Ähnlich radikal widersetzt sich auch Gottfried Hüttemann dem gängigen Denken. Dem Verleugnen der "condition humaine". Seine Schwarz-Weiß-Fotografien lobpreisen das Alter. Sie unterstellen, dass Menschen die Möglichkeit haben, ein bewusstes Verhältnis zum Tod einzunehmen. Reife zu gewinnen. Es sind spannungsreiche Arbeiten, die für eine neue Qualität des Alterns werben. Die Diskrepanz zwischen dem biologischen Verfall des männlichen Körpers und einer Haltung, deren Sorge nicht mehr in erster Linie dem Tod, sondern dem Gelingen des Lebens gilt, bringt eine einfache Bedingung einer Kunst des Lebens zum Ausdruck: Bejahung der Endlichkeit.
Von der Fragestellung, wie es gehen kann, das Menschenmögliche zu tun, sind auch die Arbeiten (Malerei auf Fotografie) von Rosemarie Kraus motiviert. Sie kritisieren den Glauben an die Machbarkeit unsterblicher Körper. Sie erinnern an das Körperliche der menschlichen Existenz. - FL