Als sich im März 1988 eine illustre Wissenschaftlerriege mit Künstlern und interessierten im Badischen Kunstverein zu einem Kolloquium unter dem Titel „Die Künste im Aufbruch“ traf, um die Perspektiven und Notwendigkeiten eines Zentrums für Kunst und Medientechnologie für Karlsruhe zu erkunden, hinterließ ein liebenswürdiges Männchen, ein aus dem brasilianischen Sao Paulo angereister Professor für Kommunikationswissenschaften allerstärksten Eindruck. Sei es im Vortrag oder in der Diskussion wusste der mit dem Horizont des Universalgelehrten beschlagene aus der profunden Kenntnis der Vergangenheit plastische Visionen für die Zukunft zu entwickeln. Dass er sein neues Büchlein im Gepäck hatte, das auch auf Computerdiskette erschien, damit man selbst an den Gedankenläufen weiterspinnen könne, war die Materialisierung der kühnen Zukunftsmusik, die damals im Raume klang und heute längst durch den Alltag überflügelt ist. So war der 1921 in Prag geborene, jüdische Medienphilosoph, der leider wenige Jahre später nach einem Vortrag am Prager Goethe-Institut an den Folgen eines Autounfalls kurz vor der deutschen Grenze starb, wirklich zum Wegbereiter des ZKM geworden. Viele seiner Texte nahmen die Zukunft technisch basierter Kommunikation und Vernetzung vorweg und wirken bis heute inspirierend. Im Rahmen der Globale entwickeln nun der kanadische Filmemacher und Medienkünstler Baruch Gottlieb und der das Berliner Vilém-Flusser-Archiv betreuende Siegfried Zielinski in Zusammenarbeit mit Peter Weibel eine Ausstellung, die Flussers Werk mit den Künsten verknüpft. So gibt es in dieser Ausstellung Werke etwa der filmische Wunderwelten des Schreckens und Erstaunens zaubernden Quay Brothers, der brasilianischen Malerin und Lyrikerin Mira Schendel, vom vor einem Jahr verstorbenen Essayfilmer Harun Farocki oder dem Medienkünstler Michael Bielicky. Im Anschluss geht die Ausstellung unter anderem nach Berlin, Prag und nach Sao Paulo.
> 14.08. bis 18.10.2015, ZKM_Lichthof 1 + 2, Karlsruhe, Lorenzstraße, Mi−Fr 10−18 Uhr, Sa+So, 11−18 Uhr