Live-Hörspiel
In Karlsruhe regelmäßig zu erleben ist die Baden-Badenerin als weibliche Stimme der überaus populären SWR3 Live Lyrix. Nun gestaltet Alexandra Kamp am Kammertheater gemeinsam mit ihrem Live-Lyrix-Kollegen Ronald Spiess und dem Schauspieler Jan Sosniok eine Live-Hörspiel-Version des Horror-Klassikers „King Kong“. Ab dem 11. April steht die vielseitige Künstlerin, die ihr Kinodebüt 1998 an der Seite von Claudia Cardinale in dem französischen Arthouse-Kinofilm „Riches, Belles et Cruelles“ feierte, mehr als einen Monat regelmäßig an der Seite eines legendären Riesenaffen auf den Karlsruher Brettern des K2. Klappe Auf unterhielt sich mit der Wahlberlinerin vor Probenbeginn.
Frau Kamp, erinnern Sie sich, wann und wo sie zum ersten Mal King Kong begegneten?
Alexandra Kamp: Ganz ehrlich, mich haben weder das Original von 1933 noch die Verfilmung aus den 70er Jahren interessiert. Erst Peter Jacksons „King Kong“ aus dem Jahr 2005 habe ich gesehen, weil Thomas Kretschmann, mit dem ich privat befreundet bin, den Captain Englehorn darin spielt. Ich war schwer begeistert von der Animation und wie detailreich da das New York der 30er Jahre dargestellt wurde.
Was bedeutet für Sie die Geschichte vom Riesenaffen und der schutzlos ausgelieferten Frau?
Kamp: Zunächst hatte mich das Thema überhaupt nicht berührt, aber jetzt, da ich mich näher mit ihm befasst habe, sehe ich in Kong Kong spannende Parallelen zur heutigen Zeit. Kongs Geschichte ist für mich eine Metapher für die immer noch vorherrschende Diskriminierung exotisch anmutender Lebensformen, anderer Hautfarben und fremder Religionen. Hier wird gezeigt, wie sich Menschen von jeder Andersartigkeit sofort bedroht fühlen.
Seit 2012 gehören Sie zum Team der SWR3 Live Lyrix und präsentieren in einem sehr eigenen Veranstaltungsformat Texte und Geschichten, die mit Popsongs verbunden sind, über die man hierzulande in der Regel hinweghört. Warum strömen die Menschen in diese Veranstaltungen, in denen es ja eigentlich nichts groß zu sehen gibt?
Kamp: Man kann diesen Abend nicht erklären, man muss ihn erleben. In meiner Kindheit war es normal, dass Kindern regelmäßig vorgelesen wurde, und sei es nur am Wochenende von der Oma. Heute drückt man den Kindern ein I-Pad in die Hand und lässt sie sich ihre Geschichten selbst zusammenklauben. Es ist nun aber einmal eine großartige Fähigkeit der Menschen ein Kopfkino zu generieren, die man unbedingt trainieren sollte. Wir lassen uns gerne berieseln, aber Menschen sind eigentlich dafür geschaffen die Fantasie spielen zu lassen. So sitzen bei uns die Menschen häufig mit geschlossenen Augen im Publikum, um Emotionen und Erinnerungen, die sich für sie mit der vorgestellten Musik verbinden, wieder aufleben zu lassen.
Nun beteiligen Sie sich also im Karlsruher Kammertheater an einem Livehörspiel. Was macht dessen Attraktivität aus? Welche Möglichkeiten hat man beim Livehörspiel, die es in anderen Formen so nicht gibt?
Kamp: Wir Schauspieler werden nicht nur in verschiedene Rollen schlüpfen, sondern sind auch für ganz viele Geräusche verantwortlich, die das Filmische ersetzen müssen. Das ist eine große Herausforderung. Das bietet aber auch die Möglichkeit, blitzartig die Rolle zu wechseln, ohne ein anderes Kostüm anzulegen, und der Zuschauer versteht dies dennoch unmittelbar.
Sie sind sehr vielseitig, was macht ihnen an ihrem Beruf am meisten Spaß?
Kamp: Immer das, was gerade nicht hinter mir liegt. Habe ich eine Hauptrolle in einem Film gedreht, freue ich mich wieder auf das Theater, habe ich einen Monat Theater gespielt, freue ich mich auf die Live Lyrix Tour, an deren Ende ich mich nach meinem kleinen Leseprogramm mit Henry Millers „Sexus“ sehne. Für die Abwechslung bin ich sehr dankbar.
Und was nervt Sie dabei am meisten?
Kamp: Dass man so wenig Zeit in den eigenen Wänden verbringen kann, aber trotzdem liebe ich meine Arbeit und mein Leben.
> K2, Kreuzstr. 22, Karlsruhe, 11. April (Premiere) bis 17. Mai 2015