Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 05.2006
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tête-à-tête 2006

Straßentheater in barocker Kulisse

Was für Karlsruhe das Fest in der Günther-Klotz-Anlage ist, ist für Rastatt tête-à-tête, das zweijährlich stattfindende Festival, das die Barockstadt an der Murg in eine riesige Bühne für internationales Straßentheater verwandelt. Aushängeschild und Publikumsliebling, darüber hinaus aber auch internationale Börse und Treffpunkt für Straßentheaterkünstler und Veranstalter. 1993 hatte der Regisseur, Autor und künstlerische Leiter von tête-à-tête erstmals ein Straßentheaterfestival an der Murg auf die Beine gestellt, damals als kleines Dankeschön zum Abschied an die aus der früheren Garnisionsstadt abziehenden französischen Soldaten. Schnell entwickelte sich das frühsommerliche Highlight zu einem festen Bestandteil des regionalen Kulturveranstaltungskalenders, bald aber drang sein Ruf auch über die Landesgrenzen. Gäste aus Korea und Kanada hatten weite Reisewege zum vorangegangenen Festival unternommen, um sich einen Überblick über das international ausgerichtete Programm zu verschaffen.

Einen Überblick über das, was im Straßen- und Open-Air-Theater momentan besonders interessant ist, ist das Ziel von Charlie Bick, der außerdem jeder tête-à-tête-Ausgabe mit besonderen Schwerpunkten ein persönliches Profil verleiht. Ein zirzensisches Moment, Musik-Comedy und Pas de deux, im Sinne von allem, was theatralisch zu zweit möglich ist, prägen die siebte Auflage. 47 Gruppen aus zwölf Ländern bieten einen bunten und spektakulären Bogen, der für jedermann und -frau verständlich ist, nur sechs der verpflichteten Compagnien nutzen in ihren Stücken überhaupt die Sprache. “Das erhöht die internationale Verständlichkeit, was insbesondere auch für die Gruppen aus Deutschland wichtig ist, weil ja sehr viele Einkäufer aus dem Ausland nach Rastatt kommen, und sich eine Produktion ohne Sprache natürlich viel leichter international verkaufen lässt,” sagt Charlie Bick, der insbesondere für Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Entwicklung verzeichnet. Hierzulande hatte die Entwicklung in Sachen Straßentheater den romanischen Ländern oder England kräftig hinterher gehinkt, weil es keine ungebroche Tradition der Straßenkünste gibt. Erst mit dem Aufkommen der Fußgängerzonen in den 70er Jahren hatten sich in Deutschland nach langer Zeit wieder erste Straßentheater entwickelt. “Durch die Aufklärung hat sich hierzulande der Begriff vom Theater als moralischer Anstalt durchgesetzt, und die die Menschen unterhaltenden Wanderbühnen wurden regelrecht verboten”, sagt Bick, der sich mit dem Thema auch wissenschaftlich auseinandergesetzt hat. In anderen Kulturen hingegen wie in Frankreich oder Italien war es nie zu diesem Gegensatz zwischen unterhaltsamem und belehrendem Aspekt des Theaters gekommen, was jenen Ländern bis heute eine lebendige Straßentheatertradition bescherte. Doch die 25 deutschen Gruppen im Programm belegen, dass sich hierzulande vieles getan hat, und Straßentheater, Komödianten, Akrobaten, Tänzer und Pantomimen aus Deutschland den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchen. Schließlich wurden sie von Charlie Bick ausgewählt, der sein Programm in aller erster Linie durch das Sichten auf zahlreichen internationalen Festivals zusammenstellt.: “Selbst sehen und kennenlernen ist das Wichtigste”, Blindbewerbungen haben kaum eine Chance.

> Sechs Tage lang lädt tête-à-tête zum Verweilen an insgesamt 15 Spielorten ein. Vom Marktplatz über den Schlosshof bis zum Garten eines Seniorenheims, quer durch die Stadt. Mit zahlreichen Premieren und deutschen Erstaufführungen präsentieren sich die leichten Künste mal heiter, mal besinnlich oder auch skurril und experimentell. Nach der traditionellen Abenderöffnung in der BadnerHalle am 23.5. starten die Aktionen unter freiem Himmel täglich ab 14 Uhr, ab Samstag bereits am Vormittag. Bis in die Abendstunden sind alle Aufführungen kostenlos. Erst für die 23 von über 200 Veranstaltungen nach 21 Uhr brauchen die Zuschauer Eintrittskarten, die einheitlich 8 Euro kosten. Verkauf ab Samstag, 20.5., bereits um 7 Uhr morgens an den Kartenhäuschen auf den Marktplatz. Programmkataloge sind ab 5.5. zum Preis von 1 Euro an den bekannten Vorverkaufsstellen in Rastatt erhältlich.

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