Galerie Bode, 8.4. bis 20.5
Da, wo der Mensch andauernd mit seinesgleichen konkurriert - in den Städten also - hat jeder Sieg einen Beigeschmack von Niederlage in sich. In ländlichen Gegenden jedoch, vor allem aber in der Wüste, am Meer und im Gebirge, ist man glücklich. Wo man sich allein fühlt und falls es (per Einstellungs- bzw. Vorstellungsänderung) gelingt, sich am "Sieg" des menschlichen Geistes zu freuen (weil man "weiß", dass man als armseliges, einsames Geschöpf Herr über einen gewaltigen Horizont ist), erreicht man die Hochstimmung all jener Einsiedler, Heiligen und Philosophen, die den Rückzug wählten, um sich mit der Gewissheit wohlzufühlen, dass der Weg des menschlichen Geistes bergauf und nicht bergab führt.
Wenn man genau hinschaut, kann man die daraus resultierende Zufriedenheit/ Seelenruhe sehen - auf den Gesichtern. Wie bei Bauern, Seeleuten, Wüstenbewohnern ist auch auf den Bildern von Johannes Gervé diese Hochstimmung zu spüren.
Aber warum geben die mit einer speziellen Temperatechnik (hohe Leuchtkraft!) gemalten Bildder von Johannes Gervé (geb. 1965) dem Betrachter Ruhe und Kraft´ Vielleicht ist es die Vereinfachung, vielleicht das Wissen um das Ewig-gleichbleibende der Natur, vielleicht die Würde, die sich vor den Ausschnitten aus weitgespannten Panormamen einstellt, wenn man sich als einsames Individuum in die Menschenleere dieser Malerei hineinversetzt.
Weit entfernt davon, die zu große Wichtignahme des Menschen heutzutage fortzusetzen, hinterlassen Weite und Raum auf den Gemälden von Johannes Gervé eine Art Einverstandensein mit der Verlassenheit. Also Zufriedenheit. Auch mit der Perspektive, auch mit der Distanz, die der Maler einnimmt. Allmählich wird er sympathisch, der Blick von weit oben aufs Meer oder die Landschaft. Und am Ende freut man sich über die Ereignislosigkeit auf den Bildern. - FL